Du zeigst ein weites Herz, wenn du Dubonnet Blanc als Vermouth bezeichnest. Er ist maximal "Vermouth Style".[/quote]
Kann sein. Ich kenne Dubonnet bislang nur vom Hörensagen. Aber seit ich weiß, daß Queen Mum ihn zum Gin mochte, würde ich ihn gern einmal probieren ...
Dein subjektives "Wichtig ist doch allein, ob's schmeckt. Ich habe da keine Vorurteile." bringt uns sowenig weiter wie ein "Hauptsache es knallt gut rein". Oder?[/quote]
Findest du? Ich bin sehr interessiert an den Ansichten von Leuten, die mehr Ahnung haben als ich. Trotzdem erlaube ich mir, meine eigene Zunge als letzte Instanz anzuerkennen.
Weiter hilft allerdings deine kluge Begründung der Martini-Bianco-Wahl. Darüber kann man reden, aber wir sprachen doch vom Dry Martini, und der fordert einen trockenen Wermut.[/quote]
Nein, das bestreite ich vehement. Entscheidend ist nicht, ob der Vermouth trocken oder süß ist, sondern wieviel davon im Martini steckt. Ein Martini, der einen Teil Vermouth auf drei oder vier Teile Gin enthält (oder gar auf zwei Teile, wie auf der Rückseite der Noilly-Prat-Flasche empfohlen ), ist alles mögliche, nur nicht trocken. Einerlei, ob der Vermouth trocken oder süß war.
Ein nettes Bonmot sagt, der beste trockene Martini sei eine Flasche guten Gins, die einmal neben einer Vermouthflasche gestanden ist. Das ist natürlich eine scherzhafte Überspitzung, macht aber deutlich, worum es beim trockenen Martini letztlich geht.
Und eins ist mal glasklar: trockener Vermouth ist auch süß ... nur eben nicht ganz so süß wie weißer (süßer) Vermouth. Also ist die Unterscheidung zwischen trockenem und süßem Martini anhand der Vermouth-Sorte eigentlich nur albern. Noch einmal: das Mischungsverhältnis zählt, nicht der Vermouth-Typ.
Du neigst dazu, die Begriffe zu dehnen und umzudeuten.[/quote]
Na, ich weiß nicht ... mir kommt es so vor, als seien meine Auffassungen "old school", und die hier vertretenen typisch Internet-Community. Aber da könnte ich mich natürlich auch täuschen ... bin schließlich kein Fachmann.
Du neigst zu Sondermeinungen: Dass sich zwei kräftige, hochwertige Spirituosen nicht vertragen, scheint mir eine sehr eigenwillige Mixologie, Mixlehre zu sein ...[/quote]
Ich habe nie behauptet, daß sich zwei kräftige Spirituosen grundsätzlich nicht vertragen. Das habe ich nur von Gin und Noilly Prat behauptet. Also keine unzulässigen Verallgemeinerungen bitte!
Allerdings ist es tatsächlich meine Überzeugung, daß sich zwei zufällig ausgewählte, kräftige Spirituosen häufiger beißen als vertragen. Gin und Wodka zum Beispiel passen ganz schlecht zusammen ... und dabei ist Wodka eher nicht so kräftig (alkoholisch schon, aber aromatisch nicht). Scotch und Bourbon wird auch kein zivilisierter Mensch zusammenschütten. Oder Gin und Tequila ...
... möchte ich nur am Rande erwähnen: Quelle :
Wikipedia "Der Dubonnet ist ein von Joseph Dubonnet im Jahre 1846 erstmals verkaufter Aperitif, der dem Vermouth sehr ähnlich ist."[/quote]
Ah ja. Na dann ... ist es wohl wirklich kein Vermouth, und -- man müßte damit einen Martini mixen können. Oder zumindest einen Drink, der dem Martini sehr ähnlich ist.
Und hat mir bis jetzt jeder gesagt, dass Noilly Prat der Standard ist.[/quote]
Ja, ich weiß -- das versucht mir auch ein jeder einzureden. Allein mein Geschmackssinn sagt etwas anderes.
Von Cinzano und Martini Bianco will keiner etwas wissen.[/quote]
Es will mir scheinen, als rede da einer dem anderen etwas ein. Ich habe gerade eben anläßlich dieser Diskussion noch einmal eigens ein Gläschen Noilly Prat und eins mit Martini Bianco pur probiert. Der Noilly Prat ist feiner, edler, reicher an Struktur und allerlei Nuancen ... und eigentlich ganz schön süß. Einen Rotwein, der so süß ist, würde ich zurückweisen. Der Martini Bianco ist geschmacklich deutlich schlichter und noch süßer -- aber eine quietschige Zuckerplörre ist er deswegen noch lange nicht. Ich finde, auch er hat Pfiff und seinen eigenen Stil. Wegen mir dürfte er gern etwas weniger süß sein ... doch wird er nicht pur getrunken, sondern mit anderen Zutaten vermischt, ist dieser Punkt nicht mehr so entscheidend.
Und ob der eine Wermut enthält und der andere nicht, kann ich gar nicht sagen. Bei beiden steht auf dem Etikett, sie seien nach traditionellem Rezept hergestellt, aber Wermut wird bei beiden nicht explizit als Bestandteil angeführt.
Ich kenne beim Vermouth die Sprachregelung, daß es "weißen", "roten" und "trockenen" gebe. Der "weiße" ist weiß und süß (und kommt typischerweise, aber nicht zwangsläufig aus Italien). Der "rote" ist rot und süß (und kommt ebenfalls typischerweise, aber nicht zwangsläufig aus Italien). Und der "trockene" ist weiß und süß, aber nicht gar so süß wie der "weiße" (und kommt typischerweise, aber nicht zwangsläufig aus Frankreich). Nach dieser Sprachregelung ist z. B. Martini Bianco ein "weißer", Noilly Prat ein "trockener" Vermouth.
Für mich passen Noilly Prat und Gin wunderbar zusammen.[/quote]
Na ja ... ist wahrscheinlich Geschmacks- und Gewöhnungssache. Ich finde, Noilly Prat verfälscht den Gin zu sehr, auch in sparsamer Dosierung. Insbesondere, wenn es sich um einen besonderen Gin handelt ... Hendrick's zum Beispiel.
Rezept für Saffron Gin: [/quote]
Ah ja, vielen Dank! Aber ... "Liquore Strega" -- was soll das denn sein? Ausgepreßte Hexe?
Übrigens habe ich mittlerweile selber eine Methode herausgefunden, wie sich die Raffinesse und der Charakter des eigentümlichen Saffron-Gin gut genießen läßt: on the rocks. Im Ernst! Man darf nur nicht zu viel Eis nehmen, ein Eiswürfel genügt völlig.
So habe ich dann aber doch einige Fragen:
Was ist eine typische Zutat fuer Gin und was nicht?
Ist Dry Gin typisch oder nicht?
Geschichtssicher in der Historie des Gins?
Was ist entscheidend bei Vermouth?[/quote]
Zu 1: Neben Wacholder (natürlich!) noch weitere Kräuter und Gewürze (Botanika), die sich durch kräftig-herbes Aroma auszeichnen, z. B. Kardamom, Koriander, Kümmel. Es können auch noch andere Aromen hinzukommen wie z. B. Anis, Fenchel, Zimt oder Zitronenschale. Jeder Gin-Hersteller hat da seine eigene Mischung. Hingegen sind Botanika wie Blüten (Rosenwasser), Gurke (wie im Hendrick's) oder Orangenschale und Safran (wie im Saffron-Gin) eher untypisch. Jedenfalls für London Dry Gin moderner Machart.
Zu 2: Heutzutage schon. Früher war auch weniger trockener bzw. gesüßter Gin (Plymouth Gin, auch Old Tom genannt) sehr beliebt. Aber früher gab's ja auch süßen Champagner. Ganz früher -- also so vor 100 - 200 Jahren -- war Gin ein Billigfusel, in dem alles möglich drin sein konnte.
Zu 3: Ein bißchen, aber insgesamt eher oberflächlich.
Zu 4: Vermouth ist ein tendenziell süßes Getränk aus Wein (meist weißem), welches mit herben Kräutern aromatisiert wird. So wie ich das verstehe, war früher Wermut typisch (und damit namensgebend), doch es können auch ganz oder teilweise andere Kräuter und Gewürze hinein. Ich meine, daß Wermut hineinmüsse, ist nicht so entscheidend (außer für Puristen). Entscheidend ist vielmehr, daß die Kräuter insgesamt herben Charakter haben, die sich mit der Süße des Weines zu einer bittersüßen Gesamtkomposition vereinen. Evtl. kann man der Süße des Weines noch mit Zucker oder Traubenmost nachhelfen.