Das ist wirklich keine einfache Frage - ich versuche Dir wenigstens ein wenig unter die Arme zu greifen!
Erst einmal finde ich nicht, dass Du Marken in den Vordergrund stellen solltest - natürlich gibt es große Unterschiede, jedoch ist der Unterschied von Sprit zu Sprit größer als von Marke zur Marke... aber da gibts auch noch die verschiedenen Qualitäten - und dabei wirst Du auch ein wenig zu knabbern haben...
Wo fangen wir denn an?
Vodka: Die geschmackneutralste Spirituose. Alkohol pur - keine primären Aromen, normalerweise sehr leicht chemisch süsslich riechend. Im Mund neutral, wärmend (im Abgang), Alkohol, geschmacksfreie Medizin... Premiumvodka sehr neutral - (je nach Marke mal süßer, mal würziger...), Russischer oder Polnischer (Standard) Vodka ist getreideartiger - ein bisschen wie ein Korn...
Gin: Dem Vodka (mehr dem Standard Vodka) recht ähnlich, jedoch mit starken Noten von Wacholder, Zitrusschale, Koriander etc. Ich kann mich noch an die ersten Selbstversuche erinnern, als ihn es als "starken Reiniger" eingeordnet habe... ;D
Rum weiss (normalerweise hat man einen Molasse Rum und keinen Rhum Agricole als Anfänger zu testen- deshalb lassen wir mal letzteren beiseite): Recht leicht- sehr leichte Süße die wie ein leichter Esthercharakter (Klebstoff) rüberkommt; entfernte Vanille zu erkennen.
Rum dark (meistens Navy oder Jamaica Rum) - schwerer Esther, erinnert deutlich an Rum, wie man ihn kennt: Rumtopf, Rumaroma (beim Kuchenbacken), nebenbei Trocken- und Kompottfrüchte und reife Exotische Früchte, sehr intensiv - schmeckt nach Kopfschmerzen!
Rum gold - irgendetwas zwischen Dark Rum und weissem Rum - meistens mehr auf der weissen Seite.
Aged Rum: sehr abhängig von Marke und Alter. Sehr kultiviert - sogar Experten haben bei Blindtests Schwierigkeiten hochwertige fassgelagerte Spirituosen auseinander zu halten. Rum hat jedoch weniger Feuer als Cognac, und mehr Charakter (Esther) als spanischer Brandy. Das Problem: bei diesen Spirituosen herrschen die Aromen aus dem Fass über die des Ausgangsstoff! Never mind - probieren geht über studieren.
Auf jeden Fall kann man Vanille, Karamell, teils Melasse (Pflaumenmuss) rausschmecken... aber es kommt darauf an...
Cognac: je nach Alter - jedoch ist auch hier Vanille vorherrschend - daneben kommen Gewürze (Zimt, Candy Ginger), Blüten und Früchte (Kompott, getrocknet) zum Tragen - wichtig - wenn man Cognac schluckt, merkt man deutlich sein Feuer! Er klingt recht lang nach.
Armagnac ist ähnlich dem Cognac - nur ein wenig fruchtiger (und auch hier kommt es auf die Qualitätsstufe drauf an).
Spanischer Brandy: wenig Primäre Charakteristik - viel Fassaromen = Röstaromen: Kaffee, Schokolade, Vanille, Karamell, Honig und Früchte... Es fehlen jedoch die Typischen Ursprungsaromen die man zum Beispiel bei Rum (Esther) oder Cognac (Feuer...) hat...
Whisk(e)y... das wird recht hart für Dich:
Scotch: Dezente Rauchigkeit im doch komplexen Geschmack! Dezente Honigtöne, Torf (rauch), Getreidetöne...
Scotch Single Malts: je nach Gebiet: Islay extreme Rauchigkeit - Jod - Krankenhaus! Lowlands, Floral, sehr leicht jedoch auch alkoholisch (bei schwereren Spirits überdecken Aromen/ Öle den primären Alkoholgeschmack), Speyside: sehr komplex, mittelschwer, körperreich, Heidehonig, sehr wenig Torf, Speyside sind ähnlich den Speysdes jedoch sehr unterschiedlich- die anderen Gebiete lasse ich jetzt mal aus
Bourbon: Recht süßer Maischarakter (ich finde Bourbon ist das Weizenbier unter den Whiskies), je nach Marke und Qualität mehr oder weniger komplex jedoch auch einfach zu trinken! Mandeltöne sind wohl auch recht typisch. Nachkommende Roggen (bzw. Getreide)-würzigkeit
Rye: ähnlich dem Bourbon jedoch wesentlich würziger (Roggen!)
Tennessee ist fast wie Bourbon.
American Whiskey (wie 7 Crown) ist mehr wie Canadian Whisky
Canadian: dem Bourbon recht ähnlich jedoch wesentlich leichter (der Geschmack). Alkoholischer Unterton!
Irish: kommt darauf an - die Blends sind recht leicht - fast wie ein Scotch jedoch komplett ohne Rauch - die Malts sind robuster, runder, (normalerweise auch kein Rauch - ausser Connemara) jedoch auch öliger!
Eau de vies - sind recht einfach zu erkennen - auch wenn Dir der Geruch auf der Zunge liegt, Du aber trotzdem daneben greifst (das ist völlig normal) wiederholen sie typischerweise ihre Ingredienzen in ihren Primäraromen - das heisst Apfel riecht nach Apfel, Birne (Williams hm lecker) riecht nach Birne, Kirsche riecht nach Kirsche und so weiter. Bei Quitten, Vogelbeere, Marille wird es schon ein wenig schwerer.
Tequila: Es ist mitunter am leichtesten Tequila zu bestimmen - denn das Agavenaroma sucht seines Gleichen - was natürlich auch recht schwierig macht, Tequila zu beschreiben!
Auch hier gibt es unterschiedliche Qualitäten die grundverschieden sind: Blancos (weiss) - kurzgelagerte Tequilas die frisch sind, nach grünen früchten und natürlich nach Agave schmecken. Reposados (gold), die rassiger sind als Blancos - auch ein wenig Fassaromen mitbringen (manchmal Andeutungen von scharfen Zimt, Pfeffer... natürlich Agave) und die höchste (älteste) Qualität sind Anejos die deutliche Fassaromen tragen - jedoch mehr als andere Spirituosen ihren Grund (Agaven) Charakter beibehalten!
Ach ja: wenn Tequila, dann 100% Agaven Tequila (wenn Du die Wahl hast).
Liköre - insbesonders Bitter Liköre und Aperitive sind sehr Markenspezifisch! Ausprobieren!
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Meine "Vorposter!" haben Dir aber auch schon wichtige Tipps gegeben, die ich ein wenig ausführlicher darstellen darf:
Wasser: unbedingt solltest Du zwischen zwei (oder mehreren) Probeln Wasser trinken - optimal ist jedoch Zimmerwarmes (18°C) stilles Wasser (Evian, Volvic)...
Weißbrot: keine schlechte Idee - dass neutralisiert ein wenig Deinen Gaumen.
Das richtige Glas: Sehr wichtig - aus einem Tumbler hast Du wenige Chancen Nuancen der Aromen zu erschnüffeln - das beste ist ein Nosing Glas - ein Tulpenförmiges Stielglas.
Sherry- oder Portgläser funktionieren richtig gut (oder aber Du hast ein Sommelierglas - was jedoch sehr ähnlich ist

)
Aromen: Stecke nicht Deine Nase komplett ins Glas und ziehe auch nicht kräftig ein - anders als beim Wein sind Spirituosen (der Alkohol) recht konzentriert und stark... Taste Dich Peu a peu an die richtige "Technik" (nämlich Deine persönliche Technik) heran.
Eis? - Kein Eis und auch keine Mixer sind beim Tasting erlaubt - logisch!
Abgang: leider war das nicht ganz so praxisnah in den vorrigen Posts: Nur im Mund ist es sehr oft sehr schwer, Spirituosen zu bestimmen! Oftmals entwickeln sich Aromen erst im hinteren Gaumenbereich und auch das Hals und Brustgefühl ist wichtig. Relativ kleine Schlücke geben aber schon mal ein ganz gutes Bild ab!
Wenn Du noch Fragen hast, mail mir einfach - sonst hoffe ich dass ich Dir zum Großen Teil weiterhelfen konnte... aber wie meine Vorposter schon angemerkt haben - Du musst selber probieren und den Geschmack mit Deinem eigenen Erfahrungsschatz "bündeln"!
Viel Spass!
Dominik MJ