Der Sinn einer Kategorie entsteht erst, wenn ein Schema vorliegt; eine Definition, die es ermöglicht, verschiedene Drinks herzustellen, die alle der Definition genügen, sich aber deutlich genug voneinander unterscheiden. Damit
muss sich eine von einem Drink abgeleitete Kategorie in ihrer Definition von diesem Drink dahingehend unterscheiden, dass sie die Abweichungen zulässt, die andere Drinks in dieser Kategorie ermöglicht. Ein Drink kann also nicht eine Kategorie sein. Damit eine Kategorie daraus wird, muss immer ein Teil der Definition des Drinks aufgegeben werden, so dass ein Freiheitsgrad entsteht.
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Da hast du vollkommen Recht.
Ein Martini kann beispielsweise mit folgendem Rezept gemixt werden:
5 cl Gin
1 cl trockener weißer Wermut
1 Spritzer Orangenbitter
Aber die Kategorie ist eher ein wermuthaltiger Gin Cocktail (o.ä., kein Anspruch auf Perfektion).
Ohne konkrete Werte, ohne konkrete Angabe von Spezialzutaten.
Das ist der Weg, um aus jedem Drink eine Kategorie abzuleiten, und ich nehme an, das meintest Du eigentlich.
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Ja, das meinte ich, ich habs nur noch nicht so klar vor Augen gehabt und so auch nicht in Worte fassen können.
Danke für die Ergänzung.
Und Du hast Recht, die Frage nach dem Sinn der jeweiligen Ableitung zu stellen. Man kann sich leicht unsinnige Definitionen vorstellen, die formal möglich wären. Vor allem bei zu vielen Freiheitsgraden ist die Benennung nach einem Drink eher fragwürdig.
Absolut richtig. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, zu unterscheiden und zusammenzufassen. Je nach Aufgabenstellung ist mal dieses oder jenes Ordnungssystem zielführend. Das wird besonders deutlich bei Cocktailkarten. Es hängt von den aufgeführten Cocktails ab, wie fein ich aufschlüssele bzw. nach welchen Kriterien ich gruppiere. Es gibt grundverschiedene Ansätze, die nicht miteinander vereinbar sind, und doch haben sie ihre Daseinsberechtigung. Man muss sich heraussuchen, wie man eine Auswahl von Cocktails darstellen will.
Davon unabhängig sollte man die Definitionen der bekannten Kategorien kennen, wenn man sich mit der Materie beschäftigt, dieses System verstehen lernen, nicht ohne zu hinterfragen, und erkennen, wie man es ggf. erweitern kann.
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Dem kann ich mir nur anschließen.
Das Leitmotiv bei der Bildung von Kategorien ist allgemein immer die Frage nach den Gemeinsamkeiten. Wenn man die Verwandtschaftsbeziehungen verstehen lernt, kann man das Wesen der entsprechenden Drinks viel leichter verstehen. Manche Drinks sind enger miteinander verwandt, manche lockerer. Man stellt fest, dass verschiedene Kategorien zur selben Familie gehören, und dass sich innerhalb einer Kategorie Gemeinsamkeiten finden, die nicht alle Drinks in dieser Kategorie haben, so dass man eine Unterkategorie bilden kann. So gehört z.B. die Margarita wie die Sours, Fizzes etc. zur Sour-Gruppe. Darin gibt es die mit einem Likör gesüßten Sour-Derivate, die Gary Regan "International Sours" genannt hat. Innerhalb dieser Kategorie gibt es eine Reihe bekannter Drinks, bei denen Cointreau (bzw. Triple Sec) der verwendete Likör ist, wie Side Car, White Lady, Margarita. Diese bilden also eine wichtige Unterkategorie. Regan nennt sie "New Orleans Sours".
Wenn man will, kann man es natürlich noch auf die Spitze treiben, und eine Zwischenebene einführen, die die New Orleans Sours einerseits und z.B. mit Blue Curacao gefärbte Varianten wie Blue Lady andererseits als Unterunterkategorien aufführt. Ich bevorzuge an dieser Stelle allerdings, die letztgenannten als New Orleans Sours im weiteren Sinne zu betrachten, wie ich auch den Daiquiri oder die Tommy's Margarita als Sour im weiteren Sinne verstehe. Dies ist der Punkt, wo es sich zwar noch argumentieren lässt, aber besonders deutlich wird, dass mehrere Betrachtungsweisen möglich sind, und jedem seine bevorzugte Sichtweise überlassen bleibt. Immer. Das einzige, was nicht frei definierbar ist, sind etablierte Begriffe. Diese geben einem eine gute Orientierungsmöglichkeit. Man muss sie nicht alle verwenden, aber man sollte sie nicht falsch verwenden.
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Für mich sind ortsorientierte Kategorien bei Cocktails eher unwichtig, aber das bleibt ja, wie du ja auch sagst, jedem selbst überlassen.
Im Prinzip stimme ich dir zu.
Einzig bei den etablierten Begriffen wäre ich vorsichtig.
Natürlich sind Begriffe mit der Zeit im Zuge der Evolution entstanden und basieren mehr oder weniger auf wilkürlicher Festlegung.
Warum heißt ein "Martini" denn "Martini"? Weil irgendjemand das so festgelegt hat. Sicher hatte dieser irgendwelche Beweggründe, aber auch diese stammen von Festlegungen (Definitionen) anderer Menschen und der eigenen Kreativität.
Entscheidend bei dem Begriffsbildung ist eig. nur das diese als Begriff verstanden werden und somit für "jeden" verstanden werden können bzw. in einer Enzyklopädie nachgelesen werden können.
Nur was ist, wenn zwei Leute unabhängig von einander einen Martini erfinden? Zur Vereinfachung: Es sind beides Cocktails - Was nun? Angenommen die ältere Begriffsdefinition wurde nie bekannt, aber die jünger. Wenn sowas heraus kommt, dann wäre das Geschrei groß (passiert eig. ständig, vil nicht so oft bei Cocktails).
Da brauch nur ein altes Barbuchmanuscript ausgegraben werden, wo sowas (ähnliches) steht.
Also nur weils etabliert ist, heißt das absolut gesehen noch gar nichts.
Aber man arbeitet ja grundsätzlich auf dem derzeitigen Stand des Wissens (nahezu) und so sind etablierte Begriffe sehr wichtig um Struktur in einem Sachverhalt zu erhalten.
Aber etablierte Begriffe also heilig und unantastbar zu beschreiben ist eher eine "Tugend" der Ultrakonservativen als in irgendweiner Art und Weise vernünftig.
Neija, ein Sour muss nicht umbedingt eine Spritituose beinhalten (Aperol Sour oder so)
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Doch, aber auch Liköre sind Spirituosen.
Passt also.
Stimmt, das war mir so nie bewusst.
Eig. logisch. Rum oä. kann ja auch Zucker beinhalten bzw. beinhaltet Zucker, aber eben eher recht wenig, Liköre sind Spirituosen ab einem gewissen Zuckergehalt (100g/l).