Barreview, wie oben angekündigt.
Kurzbesuch in Barcelona, am ersten Abend ins Dry Martini. Schöne klassische Bar, mit grünen Ledersesseln und -bänken. Tolle Wanddeko mit Vitrinen voller Vintage-Flaschen, der Barstock selbst ist allerdings überschaubar. Leicht Bacardi gesponsort. Keine Karte, also bitte Beratung. Der freundliche ältere Kellner machte nach meinen ersten Worten Spanisch auf dem Absatz kehrt und holte seinen jüngeren Kollegen hinter dem Tresen hervor, welcher Englisch sprach.
Ich orderte etwas mit Gin, aber keinen Martini, und es kam ein Monkey Gland (!). Musste in der Tat nachfragen, bis ich realisierte, dass es sich hierbei wirklich um den Savoy Cocktail handelte. Wenn auch mit Angostura statt Absinth. Kleinen Tick zuviel Grenadine, aber sehr guter Start.
Cocktailaffine Partnerin hatte inzwischen doch eine Art Barkarte entdeckt, einen Bacardi Mojito Flyer. Da leicht erkältet bestellte sie einen Ginger Mojito: Angedrückte Ingwerwürfel, Minze, Zitronensaft, Bacardi, Soda. Gar nicht schlecht und Frau war zufrieden.
Damen mit Erkältung verkürzen einen Barbesuch enorm, und so ging's heim in die Ferienwohnung zu einem 7d Essential & 1724 Nightcap (Lafuente hatte ich schon besucht ;D).
Beide Drinks je 11,25 Euro.
Nächsten Tag nachmittags bei der Ohla Hotel Boutique Bar reingeschaut, war aber (natürlich) leer und recht steril. Werde ich beim nächsten Besuch auf jeden Fall nochmal probieren.
Boadas hatte Ruhetag, also vorbei an Harry's New York Bar ("Ich will einen Ginger Mojito!") wieder in das Dry Martini. Ein kleines bißchen hat es mich an Schumanns erinnert, nur so von den weißen Barjacken und der hauseigenen Glasserie. Allerdings mit Hundert Prozent weniger Schickeria-Publikum, das ist ja in Spanien sehr entspannend.
Zu trinken gab es: Richtig, einen Ginger Mojito, für mich einen Dry Martini (Bombay Sapphire, aber tadellos) und einen El Presidente mit Bacardi weiß. Mag ich mit dunklem Rum lieber, war trotzdem gut. Mit 11,20 allerdings nicht mehr günstig, Martini und Ginger Mojito 10,20. What?! Hatte der Mojito nicht gestern noch 11,25 gekostet. Stammkundenbonus? Hmm, ich glaube ich hätte lieber eine Karte mit Preisen drauf...
Alles in allem: Empfehlenswert
Routinierte Bar ohne allzu große Experimente, aber sehr ordentlich.
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Gleich springt der Zähler auf 1028678 um.
Nächster Tag: Boadas
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Direkt auf den Ramblas, ringsherum Gewusel ohne Ende, Tür auf und in einen fast dreieckigen Raum (da an einer Ecke mit einer diagonalen Querstrasse) mit einer grossen Theke mit drei Bartendern in dunklen Anzügen und Krawatte direkt gegenüber des Eingangs, zwei kleinen Wandtresen mit Barhockern links und rechts, einer Urkunde von Mixology für das Lebenswerk von Maria Dolores Boadas, unzähligen Fotos, Gemälden von früheren Barkeepern etc.
Yeah. Ein Tempel der Trinkkultur.
Recht schnell wurde ein Platz frei direkt am Tresen. Keine Barkarte. Keiner von den drei Herren sprach Englisch, oder bemühte sich zumindest nicht darum. Ach, mein lausiges Spanisch.
Also beim Herrn vor uns mit auffallend schlechten Zähnen einen Longdrink mit Rum bestellt und einen Manhattan. Rum Bestellung wurde an den Kollegen ganz rechts weitergeleitet und mit Bacardi, Bitter Lemon und Zitrone ganz passabel zubereitet, während Kollege Dentalproblem den Manhattan in der Boadastypischen Art durch die Luft in ein auffallend kleines Glas segeln ließ.
Beide lecker, Manhattan auf der süßen Seite.
Während ich so überlege, was ich denn so als nächstes mit Händen und Füßen ordere, greift der Beißer zu seinem Smartphone und telefoniert. Längere Zeit. Etwa 70 cm vor mir. Hallo? Geh raus 'ne Kippe rauchen zum telefonieren.
Ich frage vorsichtig nach einem Last Word (unbekannt) und nach einem Aviation (Kopfschütteln).
Rum sour? Endlich ein Lächeln. Na dann noch einen Cosmopolitan dazu.
Nun klingelt das Smartphone bei Barkeeper Nr.3, und nein, das ist keine Reservierungsanfrage, sondern Mama oder Freundin, soviel Spanisch verstehe ich.
Rum sour kam mit Bacardi weiß - hmm, hätte ich einen Daiquiri gewollt, hätte ich einen Daiquiri bestellt -, Cosmopolitan zu süß.
Ein Pluspunkt: Die vier Drinks haben zusammen 31 Euro gekostet, waren aber wie gesagt kleine Gläser.
Fazit: Gerade noch empfehlenswert. Nicht mal Fotos gemacht. Kann sein, dass ich einen schlechten Tag erwischt habe, aber auf einer andern Grundlage kann ich es ja nicht beurteilen. Und eigentlich will ich in einer Bar diesen Ranges und Geschichte auch keinen schlechten Tag erleben.
Zum Schluß noch ein kleines Highlight: Am letzten Tag bereits an die spanische Sitte des spät essengehens gewöhnt, war nach dem Mahl in unserem Viertel nicht mehr viel auf.
Also in einen Laden gegangen, den wir sonst eher nicht besucht hätten, warum nicht wurde mir nach einem Besuch der Toiletten auch überdeutlich vor Augen geführt...
Aber wir wurden freundlich begrüßt und mir war sofort klar, dass hier nur eine Bestellung möglich war: Ein Gin & Tonic.
Warum ich auf die Frage, welcher Gin es denn sein soll, spontan Mombasa Club geantwortet habe ist mir unerklärlich...
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Und da fängt der nette junge Mann an mit viel Liebe einen Gin & Tonic zu kredenzen, mit Pinzette angedrückten Wacholderbeeren und Koriandersamen serviert, wow. Preis und Tonic keine Ahnung, Namen der Lokalität weiß ich nicht mehr (irgendwo in Eixample), und der Cocktail meiner Begleitung war auch untrinkbar, aber egal. Ein G & T nachts um Uhres in Barcelona. Schön.