Sehr interessant was ihr hier so schreibt.
Vor ein paar Monaten durfte ich das erste Mal bei einer Bierverkostung, geleitet von einem Fachmann, teilnehmen.
Ich möchte mal das wieder geben was uns damals aufgezeigt wurde.
Die Deutschen trinken ja ganz gerne Bier, passt ja auch zu jedem Anlass. Nur ob ich es aus der Flasche trinke oder aus dem Glas ist völlig Wurst. Die Qualität der meisten Biere in Deutschland ist einfach mal so unterirdisch das sich die Frage nicht stellt.
Nehmen wir mal das Beispiel Pils. Warsteiner, Becks, Hasseröder, Radeberger, Binding, Bitburger, etc.
Bei diesen Bieren schmeckt man sowieso kaum mer ein Unterschied. Wer das nicht glaubt, kann das gerne Mal in einem Blindtasting versuchen. Die Biere werden meist vor Ort produziert. Als Beispiel: Die Löwenbräu Brauerei in München produziert Becks, Staropramen, etc, kurz gesagt einfach alle Biere die InBev im Portfolio hat und hier anbietet. Oder hat jemand von euch schon mal nen Bierllkw von Prag nach München mit Staropramen beladen fahren gesehen?
Wenn man sich als Produzent so wenig Mühe macht sein Produkt einzigartig zu belassen brauch ich auch kein Glas dafür.
Ne andere Geschichte, die man sich überlegen muss, ist die mit den gezapften Bieren. (Meisten werden die ja im Glas/Krug serviert)
Wenn ich persönlich in einer Gastronomie bin, in der nur mittelmässig Bier getrunken wird, bestell ich mir lieber ein Flaschenbier.
Spätestens wenn so ne Stunde kein Bier mehr durch den Hahnen geflossen ist muss man das Bier, das sich in der Leitung befindet ablassen. Genauso müssen die Anlagen entsprechend gereinigt werden. Da geht mein Vertrauen aus der beruflichen Erfahrung gegen Null.
Gerne benutz ich aber ein Glas für Biere die mit entsprechender Liebe von Kleinen Brauereien hergestellt wurden. Wer schon mal ein schönes TrapistenBier, Ale oder auch ein Lager aus privat geführten Brauereien getrunken hat weiß was ich mein. Da ist übrigens ein Glas auch unausweichlich immerhin ist Bier das alkoholische Getränk mit der höchsten Aromavielfalt.
Klar kann man es auch von der Situation abhängig machen muss man manchmal auch. In einem Sternerestaurant wird man das Aperitif Bier sicher nicht aus der Falsche trinken (Wobei Bock hätte ich ja mal sowas zu bringen) genauso wird man beim Grillen nicht unbedingt ein Glas benutzen.
Ein paar Sachen aus den letzten Posts nehmen ich mal noch raus:
Um mich hier zu outen: Ich liebe es stilvoll. Das richtige Glas, ein guter Service, schönes Umfeld. Für mich alles Punkte, die viel mehr als Beiwerk sind. Denn im Grunde genommen schaffen sie erst den Rahmen, das Ambiente, das die Rezeption nicht nur analytisch interessant, sondern auch sinnlich umfassend erlebbar macht
Dann solltest du auch das richtige Produkt im Glas haben. Gehen wir davon aus, dass das wovon du sprichst nicht ausschließlich zuhause stattfinden soll sondern auch wenn du unterwegs bist. Dann wünsch ich dir, dass du einen Laden gefunden hast der qualitätiv hochwertiges Bier verkauft.
Beim Bier ist dies die Bildung der Schaumkrone, das Aufsteigen der Kohlensäureperlen und natürlich das Warten, bis all dies vollendet ist. Und je größer der Durst und je länger das Warten, um so schöner dann der erste Schluck.
Viel Spaß beim Lacken Bier trinken. Auch so ne komische deutsche Angewohnheit mit der Schaumkrone. Wenn ich meine Maß Bier vor mir haben und ein drittel im Glas ist Schaum bin ich verdurstet bis ich endlich beim Bier angekommen bin. In keinem anderen Land wird Bier mit derartigen Schaumkronen ausgeschenkt. Wozu auch ich möchte ein Bier trinken wenn ich Schaum haben möchte gehe ich in die Badewanne.
Da aber gute Bars oder Restaurants im Gegensatz zu Fast Food-Örtlichkeiten Lokalitäten sein wollen, die sich dem Rausch des schnellen Hipes widersetzen und die Kunst der Langsamkeit und der Detailliebe pflegen, wundert es mich, wenn Bier hier so einen geringen Stellenwert genießt. Denn dafür ist es einfach zu gut.
Bei den oberen zwei Kommentaren ist sicher ein wenig Aggression und auch die eine oder andere Übertreibung drin deshalb mal zurück zur Realität.
In den meisten Fällen wird Bier als Umsatzbringer gesehen. Oft wird es auch direkt von Brauereien bezogen wo der Wirt entsprechende Vergünstigungen in welcher Form auch immer bekommt. Man kann sich natürlich überlegen neben dem Standard das ein oder andere speziellere Bier da zu haben nur ganz von dem Fast-Food Gedanken ab zu rücken stell ich mir komisch vor.
Mal weg von der Nerd Schiene und hin zu einem Gedankenspiel.
Gast XY kommt an die Bar und bestellt ein Weißbier, Samstag Abend der Laden rockt. Ich zücke mein Fläschchen und schenk ihm von Schneider "Mein Nelson Sauvin" ein. Auf das Gesicht bin ich gespannt wenn er probiert und erst wenn die Rechnung kommt.......
Das was oben geschrieben wurde ist so ein verliebter Nerd Gedanke. Mein Gehalt wird auch nicht von Old Fashioneds und Manhattens bezahlt sondern eher von G&Ts und Drinks die schnell zu produzieren sind. Klar gibt es immer ausnahmen aber in den meisten Fällen ist es so.
Ich denk es ist einfacher der Gesellschaft Barkultur bei zu bringen, wie ihnen zu sagen "Sauf ma a gescheid´s Bier". Wenn ich mir die Sachen die geschrieben wurden so durchlese haben die meisten, die mitgeschrieben haben auch noch nie den Facettenreichtum von Bier erlebt (mich schließ ich nicht aus).
So irgendwie reichts jetzt genug geschrieben werd ma weiter lesen.......