Craft Beer (Bier)

  • Ersteller Ersteller MJM

MJM

Neues Mitglied
Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass es keinen eigenen Thread fĂŒr C**** Beer gibt! (Laut Mike soll man ja das böse C-Wort nicht mehr verwenden... ;) )
Deswegen möchte ich hier meine Erfahrungen mit Bieren von kleinen neuen Brauereien teilen. Außerdem interessiert es mich natĂŒrlich was ihr von diesen Bieren haltet und ob ihr Geheimtipps habt?

Den Anfang macht ein kurzer Bericht ĂŒber die Brooklyn Brewery.
 
Hat zwar nicht das böse C-Wort im Namen, aber der Biertest-Thread von Stout geht vielleicht in die Richtung, die dir vorschwebt? http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=8629.msg171122#msg171122

Ich bin gespannt auf deine Berichte! :)

 
Ich hab zwar keine großen Erfahrungen mit diesen "neumodischen" Craft-Bieren, beschĂ€ftige mich aber biertechnisch seit geraumer Zeit mit Bieren aus Beligen, hauptsĂ€chlich Trappistenbieren. Trappistenbiere sind von Trappistenmönchen (meist) in Belgien gebraute Biere, die in relativ geringen Mengen produziert werden. Der aus dem Verkauf von "richtigen" Trappistenbieren resultierende Gewinn geht ĂŒbrigens an gemeinnĂŒtzige Zwecke, bzw. verfolgen die Mönche keine Gewinnabsicht. Ich zitiere hier mal eingangs einen Beitrag von mir aus einem anderen Forum:

"Trappistenbiere weisen eine hohe Unterschiedlichkeit im Geschmack nach Abtei und Typ auf und können somit von Kakao bis Salbei so ziemlich alle Aromen beinhalten. Aufgrund dieser Eigenschaft bin ich ĂŒberzeugt, dass sie auch dem ein oder anderen Whiskygenießer gefallen könnten. Zudem sind sie preislich in der Kategorie Bier zwar in der Oberklasse angesiedelt (1,50€-2,50€ pro 0,33l), fĂŒr den gemeinen Whiskytrinker jedoch als SchnĂ€ppchen zu betrachten. Diese Biere haben nichts mit Pils oder Lager zu tun, sondern spielen in einer ganz anderen Kategorie.
Ich empfehle somit bei Gelegenheit (vielleicht bei der nĂ€chsten Belgiendurchfahrt bzw. beim Aufenthalt nahe Grenze) mal einen Kasten verschiedener GebrĂ€ue zusammenzustellen. FĂŒr den Preis einer Flasche Whiskys erhĂ€lt man einen tollen Eindruck in eine etwas andere Genusswelt. Die ErhĂ€ltlichkeit variiert von "in jedem Supermarkt zu haben" bis "unertrĂ€glich schwierig" (Westvleteren). Vielleicht ist das ein oder andere Bier auch in Deutschland zu haben, ansonsten bietet sich natĂŒrlich das Internet an.

Interessant ist ebenfalls, dass man, anders als bei Whisky, die Biere wie Wein in der Flasche weiterreifen lassen kann (je nach Typ unterschiedlich sinnvoll)). Somit kann man sich fĂŒr einen relativ geringen Preis einen netten Bierkeller anlegen mit unterschiedlichen JahrgĂ€ngen etc. (es gibt ja ĂŒbersichtlich viele brauende Trappistenabteien).

Persönlich begeistert bin ich vom Rochefort 10, was mit einer solch enormen Wucht daherkommt, dass es einem beim Antrunk wie bei einem Laphroaig erstmal die Sinne betÀubt. Kein Vergleich mit irgendeiner anderen Biersorte.

Jedem, der noch keine Erfahrungen mit Trappistenbieren hat, rate ich also auch dieses Gefilde zu erkunden und von jedem erfahrenen Trappistenbiertrinker wĂŒrde ich gerne eine EinschĂ€tzung der BrauereikĂŒnste der Trappisten lesen."

ErgĂ€nzend dazu ist mittlerweile zu sagen, dass es Chimay in jedem Trinkgut gibt. Hier ist besonders das dunkeblonde Triple und das Chimay bleue stark zu empfehlen. Diese sind auch in der 0,75l-Flasche mit Korken erhĂ€ltlich (Preis in etwa 3,50 fĂŒrs Triple und 6,50 fĂŒrs blaue). Chimay bietet einen relativ guten Einblick in die verschiedenen Sorten Trappistenbiere. Der Alkoholgehalt der AbfĂŒllung bewegt sich je nach Sorte zwischen normalen 5% und starkbiertypischen 11%. Wer von alkoholstarken Bieren bisher abgeschreckt wurde durch bestimmte Negativbeispiele, sollte sich die Gelegenheit trotzdem nicht entgehen lassen und mal ein starkes Trappistenbier probieren. Der Alkohol ist wirklich sehr gut eingebunden und erzeugt in der Gesamtkomposition eine nicht anders zu erreichende IntensitĂ€t. Die Geschmacksunterschiede zwischen den verschiedenen Typen sind, wie bereits oben beschrieben, ziemlich groß. Es reicht vom einfachen, sĂŒffigen Trinkbier bis zum "Bordeaux-Ersatzbier", welches degustiert werden will. Bei Gelegenheit kann man dann im Trinkgut auch hĂ€ufiger mal das Blanche de Namur abrĂ€umen, welches ein sehr leckeres Weißbier aus Belgien ist.

 
Hi Latituder,

Danke fĂŒr deine Infos ĂŒber Trappistenbiere! Ich habe im Moment das Rochefort 6 zu Hause und werde auch noch einen Artikel ĂŒber belgische Biere schreiben.

Was mich etwas misstrauisch macht ist, dass sehr oft GewĂŒrze oder Ă€hnliches zugegeben werden. Korrigiere mich bitte, falls ich mich hier irre. Irgendwie bin ich als Franke dann doch noch vom Reinheitsgebot beeinflusst... :P
 
Dann schrĂ€nkst du dich aber unnötig ein. Nix mehr mit Pumpkin Ale oder Coffee Stout 


 
Was mich etwas misstrauisch macht ist, dass sehr oft GewĂŒrze oder Ă€hnliches zugegeben werden. Korrigiere mich bitte, falls ich mich hier irre. Irgendwie bin ich als Franke dann doch noch vom Reinheitsgebot beeinflusst... :P

Ich kann dein Misstrauen durchaus verstehen, sehe das aber Ă€hnlich wie Microboy. Bei den Trappistenbieren gibt es zumindest keine Regulation, die mir bekannt wĂ€re, die vorschreibt, welche Inhaltsstoffe ausschließlich verwendet werden dĂŒrfen. So wĂ€re es, nach meinem bescheidenen Kenntnisstand, zumindest durchaus möglich, dass den Trappistenbieren in verschiedenen Braustadien ZusĂ€tze hinzugefĂŒgt werden. Da die Rezepte teilweise sehr alt sind (Westmalle zumindest 1832), kann aber davon ausgegangen werden, dass keine absolut exotischen Zutaten dem Bier hinzugefĂŒgt werden. Prinzipiell wird die Geschmacks- und Sortenvielfalt der Biere durch mehrfache GĂ€rungen, MĂ€lzungen und etliche Hefesorten (mit verschiedene Alkoholtoleranzen) erreicht. Dem Orval wird jedoch zum Beispiel in zwei verschiedenen Braustadien flĂŒssiger Kandiszucker hinzugefĂŒgt, um den Hefen zusĂ€tzliche Nahrung fĂŒr die GĂ€rung zu geben (Quelle: Wikipedia). Zucker zur GĂ€rung (speziell FlaschengĂ€rung) hinzuzufĂŒgen wird wahrscheinlich bei einigen Trappistenbieren eine Methode sein. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Orval diesbezĂŒglich keine Ausnahme bildet, sondern dass so manche Brauerei, wie in Belgien ĂŒblich, mit diversen ZusĂ€tzen arbeitet. Dadurch wird aber, wie oben erwĂ€hnt, nicht der Hauptgeschmack des Biers beeinflusst und es entsteht ein durchaus authentisches Produkt, welches auch zweifelsfrei mit den typischen Biernoten in ihren AusprĂ€gungen zu glĂ€nzen weiß. Es ist halt nur nicht unbedingt nach dem klassischen deutschen/bayrischen Reinheitsgebot gebraut. Bei den Abteibieren und speziell bei den Trappistenbieren ist man sich seiner Tradition durchaus besonders bewusst und stellt ein authentisches traditionelles Produkt her, welches eben typisch fĂŒr die Region ist. Diese typischen Braumethoden haben aber vielleicht eine ebenso lange Tradition wie die deutschen "reinen" Brauereien und verdienen es nicht nur dadurch, sondern vor allem fĂŒr den exzellenten Geschmack probiert und genossen zu werden.

Ich verstehe also durchaus das Bedenken, meine aber, dass andere Regionen eben andere Brauereimethoden hervorgebracht haben, wobei das Brauen nach dem deutschen Reinheitsgebot und die daraus resultierende Definition von Bier eben eine traditionell auf Deutschland (und andere Teile) beschrÀnkte Tradition ist, die nicht unbedingt immer die besten Endprodukte hervorbringt.

 
Anmerkung dazu: Auch in Deutschland gibt es traditionelle Bierstile, die vom "Reinheitsgebot" (oder besser "Biergesetz") abweichen. Z.B. Leipziger Gose oder Berliner Weisse. Diese dĂŒrfen nur per Sondergenehmigung als "Bier" in den Verkehr gebracht werden.

Danke fĂŒr die interessanten Infos, Latituder. Ich hab noch ein Westmalle im Keller. Das mach ich jetzt auf. ;D
 
Im neuen Cocktailian 3 "BIER & CRAFT BIER" wird ein, meines Erachtens guter, Vorschlag fĂŒr ein neues, "ZEITGEMÄSSES REINHEITSGEBOT OHNE PATHOS" gemacht. FĂŒr alle bierinteressierten Trinker kann ich diesen Lesestoff wĂ€rmstens empfehlen. WĂ€hrend ich diese Zeilen schreibe trinke ich gerade ein kaltes Grimbergen Optimo Bruno. Lecker!
 
Echt vielen Dank fĂŒr die ganzen Infos!

Dann schrĂ€nkst du dich aber unnötig ein. Nix mehr mit Pumpkin Ale oder Coffee Stout 


Keine Sorge ich schrÀnke mich nicht ein. Bisher habe ich schon mehrere Kirschbiere sowie zwei Pumpkin Ales probiert.

Außerdem hatte ich vorgestern das Camba Bavaria Coffee Porter.

Camba Bavaria Coffee Porter:
Alkohol: 5,4%
StammwĂŒrze: 13,5%
Farbe: dunkles braun, fast schwarz, brauner Schaum
Geruch: Malz, GewĂŒrze, verbranntes Karamell
Geschmack: bitter, aber anders als IPAs, Röstaromen eventuell Kaffee, ein Hauch Rauch

Der Kaffee war wenn dann nur im Hintergrund zu erahnen. Insgesamt war das Bier gut trinkbar, hat aber nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Ich stehe glaube ich eher auf fruchtige IPAs anstatt auf die dunklen Biere.
 
Im neuen Cocktailian 3 "BIER & CRAFT BIER" wird ein, meines Erachtens guter, Vorschlag fĂŒr ein neues, "ZEITGEMÄSSES REINHEITSGEBOT OHNE PATHOS" gemacht. FĂŒr alle bierinteressierten Trinker kann ich diesen Lesestoff wĂ€rmstens empfehlen.
Das "Reinheitsgebot" eignet sich bestens als Streitthema ;D. Es gibt viele Kritiker. Der Autor des Cocktailian-Artikel fĂŒhrt ein paar Kritikpunkte an. Ebenso z.B. der Autor dieses Artikels. Schon etwas Ă€lter aber immer noch interessanter Lesestoff, wie ich finde.
 
Bin auch ein sehr großer Fan der Schönramer Brauerei. Hab mir gleich mal ein Pilsgen gegönnt ;D. Leider gibt es das GrĂŒnhopfenpils bei uns nicht immer. Das Bayrisch Pale Ale hatte ich allerdings ganz anders in Erinnerung. Ich fand das ausgesprochen fruchtig, eher fruchtiger, als andere Pale Ales. Wahnsinnig viel Grapefruit und Orange, generell ZitrusfrĂŒchte. Muss ich wohl demnĂ€chst nochmal probieren. Ansonsten sehr schöner Blog
 
In Mittelfranken gibt es Schönramer so gut wie gar nicht, ich habe mir die Biere online bestellt.

Ich habe mir etwas mehr vom Bayrisch Pale Ale erwartet, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Meine Freunde und ich haben das Bier auch in einem großen Tasting verkostet, da kann die eine oder andere Nuance vielleicht unter gehen.

Danke! Freut mich, dass der Blog dir gefÀllt! :)
 
zwar etwas Thread Necromancing,

was ist denn Online eure beste/gĂŒnstigste Quelle fĂŒr Craft Biere?

und was könnt ihr als Einstieg so empfehlen an Sachen die ein gutes Preis/LeistungsverhÀltnis haben ?
 
Tja. Craft Beer ist ja bißchen wie Gin, man schaut sich gar nicht mehr alle neuen Produkte an, weil gesĂ€ttigt. Crew Republic ist recht gĂŒnstig und inzwischen in GetrĂ€nkemĂ€rkten erhĂ€ltlich, ĂŒberzeugt mich aber nicht. Die Braufactum Produkte, obwohl inzwischen von Radeberger vertrieben, sind hingegen verdammt gut - gĂŒnstig geht anders.

Einer der fĂŒr mich ĂŒberzeugendsten Newcomer der letzten Zeit war Kuehn Kunz Rosen. Und noch dazu ganz lokal, wenn auch von "dribbe" (von der anderen Rheinseite).

FĂŒr Interessierte aus dem Rhein-Main-Gebiet einen Besuch wert (Schleichwerbung, weil Kumpel von mir): Bierboutique Ølwechsel.
 
hier in der Provinz ist da leider noch nie was in den SupermĂ€rkten aufgetaucht und da ein Bier eben auch gleich weg ist, habe ich bisher auch noch nie groß bestellt.
Hatte gehofft, das es inzwischen mal einen Laden gibt, der nicht, nur weil craft draufsteht XX% Rendite erreichen will und auch online vertreibt.

Craft beer hat sich ja leider bei uns nicht so zum Mainstream entwickelt, wie teils in anderen LĂ€ndern, so kommt es mir zumindest vor.
Hatte ja gehofft, dass die ein oder andere große Brauerei auch mal in das ganze GeschĂ€ft einsteigt und mal vernĂŒnftige IPAS und Stouts neben die unzĂ€hligen Pils, Weizen, Lager etc stellt.
Und das eben auch mal zu einem guten Preis. Mit 2,50 pro 0,33l Flasche gewinnt man nunmal keine neue Kundschaft.
 

hier in der Provinz ist da leider noch nie was in den SupermĂ€rkten aufgetaucht und da ein Bier eben auch gleich weg ist, habe ich bisher auch noch nie groß bestellt.
Hatte gehofft, das es inzwischen mal einen Laden gibt, der nicht, nur weil craft draufsteht XX% Rendite erreichen will und auch online vertreibt.
Und das eben auch mal zu einem guten Preis. Mit 2,50 pro 0,33l Flasche gewinnt man nunmal keine neue Kundschaft.
[/quote]

2,50 Euro auf 0,33l gehören bei Craft Beer aber tatsĂ€chlich noch eher zum Einstiegspreis und sind oft nur bei grĂ¶ĂŸeren Produzenten möglich. Einige Mikrobrauereien mĂŒssten vermutlich ca. 8 Euro pro Flasche nehmen, damit sich das rechnet. Ist eben mehr Hobby als Beruf.

Gerade krĂ€ftige IPAs oder Imperial Stouts trinkt man eben auch eher wie Wein als wie (billiges) Bier, nicht als Durstlöscher, sondern Schluck fĂŒr Schluck ĂŒber lĂ€ngere Zeit. QualitĂ€t kostet, egal in welcher GetrĂ€nkekategorie. Bei den kleinen Brauereien ist die Nachfrage gerade meist grĂ¶ĂŸer als das Angebot, ĂŒber neue Kundschaft muss man sich nicht beklagen. Weine unbekannter Winzer wirst Du im Übrigen auch nicht im Supermarkt finden ...


Hatte ja gehofft, dass die ein oder andere große Brauerei auch mal in das ganze GeschĂ€ft einsteigt und mal vernĂŒnftige IPAS und Stouts neben die unzĂ€hligen Pils, Weizen, Lager etc stellt.
[/quote]

Die großen Brauerein sind doch lĂ€ngst da. Köstritzer oder Beck's haben ihre eigenen Ales auf den Markt gebracht und andere schieben ihre eigene Craftmarke an (Bitburger mit Craftwerk oder Radeberger mit Braufactum).


Craft beer hat sich ja leider bei uns nicht so zum Mainstream entwickelt, wie teils in anderen LĂ€ndern, so kommt es mir zumindest vor.
[/quote]

Die Szene ist immer noch jung und klein und hat sich noch nicht mal in den GroßstĂ€dten flĂ€chendeckend durchgesetzt. Muss sie auch gar nicht. In den USA lĂ€uft diese Entwicklung bereits immerhin seit den 80er Jahren (!). Wenn man in Deutschland einfach gutes Bier sucht, gibt es ja durchaus gute Produkte, die nicht betont "Craft" sind. Ob Weizen (Schneider) oder Pils (Schönramer) - die Produkte liegen preislich kaum ĂŒber der Massenware. Interessant könnte fĂŒr Dich auch die Störtebeker-Brauerei sein, die selbst hochprozentige Biere noch zu sehr fairen Preisen anbietet und bei sĂ€mtlichen Stilen solide Einstiegsprodukte bietet.
 
Diese Preise sind aber doch auch das Produkt dessen, das man bei Craft auch grĂ¶ĂŸere Gewinnmargen abgreifen will, schliesslich gibt es auch genug Hausbrauereien in Franken, die leckere Biere fĂŒr die eigenen Wirtschaft herstellen und da diese in der Wirtschaft 3,x€ fĂŒr den halben Liter kosten, können die Herstellungskosten doch nicht so viel höher sein?

Bzw wenn es kleinere Craft Bier Macher gibt, die 2,5€ verlangen, und Bitburger und Radeberger, das ebenfalls verlangen, kann man sich denken wie hoch der Gewinnanteil bei letzteren ist.

Und wenn das Stout in der Herstellung das doppelte kostet, wĂ€re ich ja auch bereit fĂŒr den Liter 4€ zu zahlen, statt 1,80-2,20 bei guten kleinen Regionalbrauereien, nur die Preise die momentan aufgerufen werden, sind doch etwas happig finde ich.


Gerade wenn man sich Braufactum und den Konzern dahinter anschaut, kann man quasi davon ausgehen, das an einer Flasche Craftbeer mehr Gewinn gemacht wird, als an einem Sixpack normalen Bier.

@Milchplus, das das mit Craft bei den großen schon so weit voran war, wusste ich dann doch nicht, tauchen wohl nur in den grĂ¶ĂŸeren StĂ€dten in den MĂ€rkten auf

EDIT:
Was ist von Crew Republic zu halten
ca2,10€ fĂŒr 0,33l Stout ist doch recht gut (und keine Versandkosten, was es ganz nice macht)

das sind Preise, damit kann man fĂŒr diese Biersorte auch mal Werbung machen ;)
 

Diese Preise sind aber doch auch das Produkt dessen, das man bei Craft auch grĂ¶ĂŸere Gewinnmargen abgreifen will, schliesslich gibt es auch genug Hausbrauereien in Franken, die leckere Biere fĂŒr die eigenen Wirtschaft herstellen und da diese in der Wirtschaft 3,x€ fĂŒr den halben Liter kosten, können die Herstellungskosten doch nicht so viel höher sein?

Bzw wenn es kleinere Craft Bier Macher gibt, die 2,5€ verlangen, und Bitburger und Radeberger, das ebenfalls verlangen, kann man sich denken wie hoch der Gewinnanteil bei letzteren ist.
[/quote]

Bei den ganz großen Brauereien stimme ich Dir zu, da ist sicher Einiges an Marge drauf. Das ist ja nicht weiter verwerflich. Wenn die Produkte gut genug sind, werden sie gekauft. Wenn nicht, dann nicht.


Ich glaube aber kaum, dass sich die traditionellen Hausbrauereien wirklich mit den kleinen (!) Craftbrauereien vergleichen lassen. Die Traditionsbrauereien, die tatsĂ€chlich "fĂŒr die eigene Wirtschaft" herstellen, haben ganz andere Grundlagen (sind vor Ort etabliert, haben verlĂ€ssliche GĂ€stezahlen, mĂŒssen sich nicht mehr irgendwo platzieren etc.). Ich wĂŒrde sogar behaupten, dass deren Verkaufszahlen teilweise weit ĂŒber denen der kleinen Crafthersteller liegen.


Aber vor allem: Es sind traditionell eben hĂ€ufig wesentlich einfacher strukturierte Biere. Ein Weißbier ist zum Beispiel relativ einfach gebraut. FĂŒr ein IPA habe ich einen ganz anderen Wareneinsatz (Hopfenstopfen etc.), muss mir eventuell Zutaten in Kleinstmengen beschaffen, die in Deutschland nicht gut verfĂŒgbar sind. Von dem Geld, das in die Entwicklung der Produkte gesteckt wird, will ich gar nicht anfangen. Wer seit 150 Jahren das gleiche Kellerbier braut, muss eben nicht in Innovation investieren (Ungewöhnliche FĂ€sser kaufen, neue Fermentationsmethoden ausprobieren ...).


Ein Kleinstbrauer hat außerdem nur zwei Möglichkeiten: Entweder eine eigene Brauerei im Keller einrichten (was nicht billig ist, wenn man die deutschen Auflagen erfĂŒllen möchte, um das Zeug auch verkehrsfĂ€hig zu machen) oder als Vagabund-Brauer bei einer Brauerei "auf Rezept" brauen zu lassen. Auch das ist sicher nicht preiswert, macht aber vor allem abhĂ€ngig. Sprich: Ich muss erst mal eine ganze AbfĂŒllung vorfinanzieren und dann warten, bis die abverkauft ist, um ĂŒberhaupt in die nĂ€chste AbfĂŒllung investieren zu können.


Versteh mich nicht falsch: Ich halte viele momentan erhĂ€ltliche Produkte fĂŒr ĂŒberteuert (dazu zĂ€hlen mit Sicherheit nicht Biere, die 2,50/0,33 kosten). Das betrifft zu einem großen Teil aber amerikanische Produkte, die in Kleinstmengen importiert werden. In Belgien sieht man, wie eine spannende nationale Bierszene aussehen kann, die gesellschaftlich etabliert ist. Und da stehen in jedem Supermarkt die Doubles und Tripels fĂŒr 3 Euro und mehr pro 0,33-Flasche.


Um zum Schluss zu kommen: Wie so oft beim Genuss sind Zahlen ziemlich belanglos. Wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, möchte man bestimmte Erlebnisse nicht mehr missen und macht eben bei der Menge oder in anderen Lebensbereichen ZugestĂ€ndnisse. Wer einmal Booker's hatte, wird eben mit Jim Beam nicht mehr so richtig glĂŒcklich. Und da wir gerade bei dem Beispiel sind: Booker's gehört zu Beam - na und? Große Unternehmen können durchaus tolle Produkte herstellen. Auch wenn sie manchmal eine andere Marke auf's Etikett kritzeln, um das Nerd-Herz nicht zu verschrecken.


Was ist von Crew Republic zu halten
ca2,10€ fĂŒr 0,33l Stout ist doch recht gut (und keine Versandkosten, was es ganz nice macht)
[/quote]

Im Gegensatz zu Drambuster, mag ich die Crew Republic-Produkte durchweg gerne. Probier Dich mal durch, dann kommt die Bereitschaft, Geld fĂŒr gutes Bier auszugeben von ganz allein. Der Rest schmeckt nĂ€mlich irgendwann nicht mehr ;)
 
Kann ich so eigentlich ĂŒberall zustimmen. Was aber nicht stimmt ist, dass ein IPA aufwĂ€ndiger ist, als andere Biere. Das Gegenteil ist der Fall. Und das bisschen Hopfen macht preislich praktisch nichts aus. Aber natĂŒrlich ist es so, dass der Preis solange gerechtfertig ist, wie das Bier gekauft wird. Ich brauche neben Tegernseher, Riegele, Schneider und Schönramer Biere eigentlich nichts. Aber es gibt eben Leute, die Abwechslung brauchen. Und die bezahlen dann die Preise.
 
Hmm, bei einer Verkostung in der NĂ€he meinte der GeschĂ€ftsfĂŒhrer, dass der Hopfen bei weitem der teuerste Posten wĂ€re. Woher hast Du die Angaben, dass der Hopfen fast nichts ausmacht, Hues Lee?

Laut diesem Artikel könnte sich der Hopfenpreis auch noch zuspitzen, gerade Aromahopfen stammt ja hÀufig aus den USA.
 
Kann ich so eigentlich ĂŒberall zustimmen. Was aber nicht stimmt ist, dass ein IPA aufwĂ€ndiger ist, als andere Biere. Das Gegenteil ist der Fall. Und das bisschen Hopfen macht preislich praktisch nichts aus. Aber natĂŒrlich ist es so, dass der Preis solange gerechtfertig ist, wie das Bier gekauft wird. Ich brauche neben Tegernseher, Riegele, Schneider und Schönramer Biere eigentlich nichts. Aber es gibt eben Leute, die Abwechslung brauchen. Und die bezahlen dann die Preise.

die Brauereien die du da nennst, haben ja auch Stouts, IPAs etc im Angebot,
ob man es nun craft oder nicht nennt ist ja egal.
schön fĂŒr dich wenn du sowas in lokalen GetrĂ€nkelĂ€den findest, bei mir leider nicht, deswegen hab ich eben mal gefragt, wo online die preisgĂŒnstigste Methode ist sowas zu bestellen.

Ps: schon alleine das zb crewrepublic keine Versandkosten erhebt, zeigt doch, dass bei den Preis genug hÀngen bleibt ;)
Will ich den Brauereien ja gar nicht neiden, finde es nur schade, dass sich dadurch diese Biere in Deutschland weit langsamer verbreiten bzw die alteingesessenen trÀgen Betriebe nicht etwas unter Druck geraten, sowie eben auch viele Bars unter Druck gerieten, als vor Jahren die Cocktailkultur langsam Fahrt aufnahm

@wizzard
die Aussage des GeschĂ€ftsfĂŒhrers mag stimmen, aber die Gesamtaussage mag trotzdem falsch sein.
Der Hopfen ist zwar eventuell der teuerste Bestandteil des Bieres, was aber unterschlagen wird ist das die Materialkosten den kleineren Teil ausmachen, Personal, GebĂ€ude, Vertrieb, Marketing machen da einfach einen viel grĂ¶ĂŸeren Anteil aus.
 
Also generell muss man zwischen "normalen" und stark gehopften Bieren unterscheiden. Wenn man sich den Biermarkt in Deutschland in den letzten Jahrzehnten anguckt, dann fiel ein Großteil der Produktion auf Pils, Weißbier, Helles, Exportbiere und hin und wieder ein paar SpezialitĂ€ten wie Bockbiere, Schwarzbiere, MĂ€rzen etc. Bei diesen Bieren beschrĂ€nken sich die Bittereinheiten auf 10 bis maximal 40 BE. DafĂŒr benötigt man so gut wie keinen Hopfen, wenns hochkommt 100 g pro Hektoliter. Das macht dann circa 1 Cent pro Liter aus und damit weniger, als fĂŒr den Kronenkorken draufgeht. Die jahrelange Überproduktion von Hopfen hat ihren Teil zu den niedrigen Preisen beigetragen und das gilt fĂŒr die weiterverbreiteten Hopfensorten immer noch.

Im Zuge des Craftbiertrends und der starkgehopften Biere hat sich das natĂŒrlich gewandelt. Man zahlt jetzt teilweise 50, 60 Euro pro Kilo Aromahopfen, wenns speziell sein soll, einfach weil in den letzten zwei, drei Jahren ein ungeheurer Hype ausgebrochen ist. Dann kommen noch nicht ganz unerhebliche Frachtkosten dazu. Und dann gibt es eben die Leute die unfassbare Mengen Hopfen (vll 12 kg pro hl) in ihr Bier werfen, einfach um mit den höchsten BE prahlen zu können auch wenn es dem Genuss eher abtrĂ€glich ist. Aber die Standard-IPAs haben so circa ein Kilo hopfen pro hl. Das macht dann 20 Cent pro 0,33 l-Flasche aus. Der Aufwand dafĂŒr hĂ€lt sich auch in Grenzen, das Stopfen ist ein technologisch sehr einfacher Prozess.
Wenn ich mir die Zahlen so ansehe, dann sind Preise zwischen 1 und 1,5 € das Maximum, was ich so bereit wĂ€re zu bezahlen. Im GetrĂ€nkemarkt oder vor Ort zahle ich das auch. Wenn ich mir die Preise jetzt beispielhaft bei Bier-deluxe.de angucke, wird mir aber schlecht. Den zweieinhalbfachen Preise wĂŒrde ich niemals bezahlen. Aber wenn man sonst eben keine andere Möglichkeit hat, sieht man das vermutlich anders.
 
wenn die GetrĂ€nkemĂ€rkte etc sowas wenigstens bestellen könnten, wĂ€re es wohl halb so schlimm, aber die kriegen eben meist nur regionale Sachen, sowie die großen Brauereien und deren Marken rein.

 

Ähnliche BeitrĂ€ge im Cocktail-Forum

ZurĂŒck
Oben