Ich möchte begründen, warum ich so kritisch gegenüber der Gläserfrage bin.
Ich selbe verfüge über ein recht umfangreiches Sortiment
verschiedener Riedelgläser und finde das auch gut so.
Mein Weißwein macht es sich im Weissweinglas behaglich.
Meine Rotweine in 2 verschiedenen Rotweingläsern.
Mein Grappa läuft in ein Grappaglas usw.
Glaskultur ist ein Teil der Trinkkultur.
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Die Wahrnehmung eines Reizes (in unserem Fall eines Geschmacks) ist Studiengebiet der Psychophysik.
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychophysik
Diese beschäftigt sich mit der Untersuchung der Beziehungen zwischen physikalischen Reizen und der subjektiven Wahrnehmung.
Du nimmst den Geschmack desselben Getränkes in einem roten Raum anders wahr als in einem grünen Raum. Bei Sonnenschein im Strassencafe anders als bei Sonnenschein auf der Gartenterasse...usw.
Das Glas (sowie deine Erwartungshaltung) spielt dabei natürlich auch eine grosse Rolle. Dazu habe ich ja weiter oben schon was geschrieben.
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In der NZZ Folio 02/92 kann man folgendes lesen:
"Wein und Zunge sind die Parameter in der Theorie des rührigen Glasfabrikanten böhmischen Ursprungs. Denn jeder Weintyp weist unterschiedliche Ausprägungen der wesentlichen Inhaltsstoffe wie Säure, Süsse, Gerb- und Bitterstoffe auf. Und die menschliche Zunge ist ebenfalls dergestalt geartet, dass sie die verschiedenen Geschmacksstoffe vor allem an bestimmten Stellen registriert, nämlich: an der Zungenspitze die Süsse, am mittleren Rand die Säure und weiter hinten die Bitterstoffe. Daraus lässt sich nun laut Riedel folgern, dass bei der Konzeption eines Glases zu berücksichtigen ist, dass der Wein nicht einfach in den Mund fliesst, sondern auf die für seine Eigenschaften prädestinierten sensiblen Stellen auf der Zunge. Riedel: «Der Wein muss auf die Zunge springen. Und das Sprungbrett dazu ist der spezifische Neigungswinkel der Glaswand zur Öffnung des Kelches.» "
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Ich zitiere nochmal nagaster:
Zu den unterschiedlichen Rotweingläsern habe ich mal einen Bericht im TV gesehen. Dort wurde dagestellt, wie durch die verschiedenen Glastypen unterschiedliche Trinkbewegungen verursacht und somit andere Mundregionen angesprochen werden. Bspw. legt man bei Gläsern mit einer kleineren Öffnung und einem längeren Kelch den Kopf viel weiter in den Nacken, als bei Gläsern die eine große Öffnung und einen eher kurzen Kelch haben.
Mit Computersimulationen haben sie dann durchgespielt auf welche Zungenregionen die Flüssigkeit trifft. Da Rotwein bekanntlich nicht gleich Rotwein ist, sollen sich daraus angeblich durchaus geschmackliche Unterschiede ergeben. Ob diese für einen nicht ganz so geschulten Gaumen noch erkennbar sind, ist eine andere Frage.