Kiefern - Infusion / Likör

Shola

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Im Rezeptbuch meiner Großtante bin ich, auf den letzten Seiten, über eine interessante Sache gestolpert : "Maispitzerl' Likör"
Hab mich dann ein wenig dazu schlau gemacht und rausgefunden, dass das mazerieren von jungen Nadelbaumtrieben (Maispitzerl) in Alkohol grad bei uns in Bayern lange Tradition hat.
Meine Nachbarin (weit jenseits der 70 ) gab mir den Tipp, mich an Kiefern zu halten, da diese Triebe am meisten Harz enthalten, am leckersten schmecken und wesentlich leichter zu ernten sind als andere Nadelholztriebe. Ausserdem "Huift's am best'n gega Rheuma und Katharr".

Die medizinische Wirkung kann ich nicht bestätigen, aber schmecken tut's sehr lecker.

Rezept 1 : "Wald- Gin"

Flasche halb mit zerbrochenen Kiefernspitzen gefüllt und mit Gin aufgegossen.


Nach 3 Stunden bereits ein intensives Nadelbaumaroma, herrlich im Gin Tonic.
Nach 3 Tagen schon zu intensiv zum pur trinken, im Verhältnis 3cl Duke : 1cl Kieferngin immer noch ein fantastischer Gin Tonic.


Rezept 2 : "Kiefernlikör"

o,7l Flasche komplett mit zerbrochenen Kiefernspitzen gefüllt
100 g Rohrzucker
auffgefüllt mit Ron Varadero 3J

nach 3 Tagen einen genialen Sour damit gemixt


Ich werde die Mazeration nach einige Tage fortsetzen und sehen wie intensiv ichs hinbekomme, denn die Vorräte müssen dann 1 Jahr reichen.
 
Geil.
Mal sehen, wo ich in Hamburg ordentliche Kiefern entdecke ;)
 
Interessant.
Wie klein hast du die Kiefernspitzen gemacht? Und womit zerkleinert?
 
Jeden Trieb (die sind teilweise handlang) mindestens 1 mal, einfach mit der Hand. Ich wollte sie nicht in den Mixer stecken oder auf dem Schneidbrett hacken. Das Harz kriegst du da nie wieder weg!!! ;)
 
Danke!

Wird dann wohl noch dauern bis ich das probieren kann, aber gerade diesen übertrieben gewürzten Gin finde ich interessant.
(Ich seh es schon als Standard-Anweisung in den Cocktail-Büchern des nächsten Jahrzehnts: "2 dashes Wald-Gin. ;))
 
gerde dash - weise verwendet peppt das zeug echt so manchen Drink mächtig auf. Bin aber grad noch am experimentieren ;)
 
hehe das hat meine oma immer mit jungen fichtentrieben gemacht aber das wurde nie getrunken damit rieb man sich die gelenke ein ;D ;D ;D
 
Soll ja schon häufiger vorgekommen sein, dass aus Tinkturen zur medizinischen Anwendung leckere Spirituosen entstanden sind ;).

Und wer weiß, mit was wir uns im hohen Alter die Gelenke einreiben :p.
 
Wow siehe http://ohgo.sh/

spruce = Fichte

Es scheint also gerade en vogue zu sein!

Werde mich in den Wald begeben müssen.....
 
aber mach hinne, die Saison ist bald vorbei ;)
 
sobald die Nadelbäume in deiner Gegend keine schönen hellgrünen Spitzen mehr haben, sondern richtige kleine Zweige vorn drann sind is die Saison vorbei. Von Region zu Region unterschiedlich, aber ab Mitte Mai is' meist Schluss.
Bei der Kiefer brauchst du den kleinen braunen Stängel an der Zweigspitze, wenn sie schon so ausschauen isses bereits zu spät.
 
DAnke für die Detailgenaue Info ... Ich hätt jetzt so lust in ein tiefes Alpental zu fahren und dort was einzusammeln :D
 
hmmmm...hust... Nadelhölzer sin' beliebte Ziergewächse.... hust.... duckundweg >:D

nee, mal im Ernst: fragen kost nix und für ne kleine Kostprobe als Gegenleistung kann man evtl. auch mal Nachbars Tanne abernten.
 
nee, mal im Ernst: fragen kost nix und für ne kleine Kostprobe als Gegenleistung kann man evtl. auch mal Nachbars Tanne abernten.
da wäre ich ein bisschen vorsichtig mit Nachbars Garten, gibt auch einige Ziergewächse die der Fichte ähneln, z.b. Eibe, und giftig sind. Also lieber ab in den Wald und FichtenSpitzen "ernten", aber nicht vom Förster erwischen lassen ;)
 
Also die meisten Ziergewächse haben feinere Nadeln und tragen nach gewisser Zeit auch Früchte, z.b. kleine rote Beeren oder ähnliches.
Desweiteren würde ich auch Triebe von Tanne,Blautanne, Blaufichte (Nadeln sind größer und bläulich antstatt grün) nicht verwenden. Keine Ahnung ob die Triebe was taugen, laut dem Rezept meiner Oma werden nur Fichtenspitzen verwendet und das hat sich bis jetzt sehr bewährt.
 
Hier mal je zwei Bilder von zwei Bäumen (Nahaufnahme und Ferne):

http://hannibal-007.de/Daten/100_6646.JPG
http://hannibal-007.de/Daten/100_6647.JPG

http://hannibal-007.de/Daten/100_6648.JPG
http://hannibal-007.de/Daten/100_6649.JPG

Sind die zu gebrauchen?
 
yepp, das is ne junge Fichte. Beeil dich aber, die Triebe sehen schon recht "reif" aus.

Und nimm die Triebe von der "hässlichen" Seite, da der Baum im nächsten Jahr an den abgeernteten Spitzen ein bisschen "komisch" weiterwächst ;)
 
Meinste ne Woche warten geht nimmer?
Wieviel brauch man für nen Liter Gin?
 
Je nach gewünschter Aromendichte, ne' handvoll reicht für ein schönes Aroma / Liter. Ich hab (allerdings Kiefer) Konzentrate hergestellt ( Literflasche mit Trieben vollmachen und 2 Wochen stehen lassen), die ich dann 1:5 mit Gin / Rum verdünnen.
 
danke für die fotos.. ich glaub, ich mach mich über die pfingsttage auch mal auf die suche ;D
 
Moin,

ich habe diesen schönen Baum direkt vor meiner Tür. Sieht irgendwie nicht nach jungen grünen Trieben aus. Zu spät?

http://s10.directupload.net/images/100524/temp/lvappq26.jpg
 
Die Knubbel sind Pollenstände, die brauenen Spitzen sind die Triebe. Schau mal ob andere Äste an dem Baum weniger Pollenstände haben, meist sind dann die Triebe länger.
 
Ja, da sind auch Stellen mit längeren Trieben. Sehen schon ein bischen trocken aus, aber generell brauch ich also genau diese braunen Spitzen?

http://s1.directupload.net/images/100524/temp/z6lg5a2g.jpg
 
Genau, wenn du sie abbricht wirst du merken dass sie alles andere als trocken sind ;)
 
Meine Freundin wurde soeben überredet, mit mir am Mittwoch im Wald auf Fichtensuche zu gehen. Da ich selbst sogar unfähig bin Brennnessel zu entdecken, werde ich mich wohl auf ihre Entdeckungskünste verlassen müssen. :D

In dem Buch "Liköre und Ansatzschnäpse" ist übrigens auch ein Rezept für einen Tannenwipfellikör drin, scheint also wirklich bei Jung und Alt bekannt zu sein.
Dort wird allerdings ein wenig anders als bei dem Rezept von Sholas Großtante verfahren:

Für den Ansatz: 15 Triebspitzen von Tanne oder Fichte (auch Tanne und Fichte), 1l Kornbranntwein 40% oder auch Gin.

1. Wenn es für Sie wichtig ist, die Wipfel zu waschen, spülen Sie sie mit kaltem Wasser ab. Das muss aber nicht sein. Die Triebspitzen in ein Gefäß aus klarem Glas geben, Alkohol dazu, das Gefäß gut verschließen und für 6 Wochen an einen sonnigen Platz stellen.
2. Den Ansatz abseihen und filtrieren. Eine Zuckerlösung aus 250g Zucker und 400ml Wasser kochen lassen und mit der Essenz vermischen.
3. Nun den Likör verkosten und nach Geschmack nachsüßen. In Flaschen füllen, gut verschließen. Der Likör ist trinkfertig, wird aber besser, wenn er noch 6-8 Wochen ruhen kann.
Quelle: Liköre und Ansatzschnäpse - Seite 123 - Verlag Orac

Allerdings ist das Rezept von Sholas Großtante mit Rohrzucker und Rum meiner Meinung nach verlockender (da schneller), das probiere ich als erstes aus. Wenn es mir gefällt, dann gibt es eine zweite Abfüllung nach obigem Rezept.
 
Der Zucker ist für unsere Zwecke ziemlich sinnlos. Aromatisierter Gin oder Rum, möglichst intensiv, ist mein Ziel. Ich hoffe, ich schaff das noch.
 
Och, warum nicht ruhig ein wenig ausprobieren?
Einen Likör mit Rum und Fichte stelle ich mir ebenso interessant als auch "vermixbar" vor, wie eine reine Infusion mit Fichte.
Da es ja generell wohl kaum Rezepte gibt, die eine Fichtenkomponente verlangen, ist die Kreativität so oder so gefragt.
 
Was hast du denn davon? Du gibst Zucker dazu, das wars. Eventuell Zucker, der im Drink zu viel ist.
Zucker kann man immer nachschütten und Haltbarkeitsprobleme haben wir auch nicht ;)
 
wer von euch kennt zirbenlikör? das zeugs kommt aus den österreichischen bergen und hilft nicht nur gegen gelenksschmerzen ...

cheers!
 
Wikipedia: "Zirbenlikör (auch: Zirbengeist oder Zirbenschnaps) wird aus den Zapfen der Zirbelkiefer hergestellt."

Partyboy, übernehmen Sie! :D ;D :D
 
Klar, gibt man den Zucker im Vornherein hinzu, nimmt man oftmals nur die Zuckerzugabe im Cocktail voraus und erhält eventuell Probleme mit der Balance im Cocktail. Hier macht eine reine Infusion mehr Sinn, das stimmt.

Wenn ich allerdings an den "puren Genuss" denke, dann kann der Zucker beziehungsweise die herabgesetzte Alkoholstärke durchaus eine Berechtigung haben: (Korrigiere mich, falls ich falsch liege) Normalerweise nimmt man für Infusionen oder Liköre doch eine "junge" Grundspirituose, da hier die Aromen durch Mazeration besser aufgenommen werden können.
Ich weiß nicht, ob die Infusion - ohne weitere Möglichkeiten der Feinabstimmung (wie sie in Cocktails gegeben sind) - wirklich gut bekömmlich ist. Durch Zucker und Wasser stellt man den Geschmack eben noch ein wenig feiner ein und kann pur ein Gläschen Fichtenlikör trinken.

Aus diesem Grund sehe ich eigentlich kein Problem darin, eine reine Infusion und einen reinen Likör anzusetzen, beides hat sein jeweils eigenes "Einsatzspektrum". ;)

@herb66: Bis gerade wusste ich nichtmals, dass es eine Zierbelkiefer gibt. :D
 
Ich denke der Zucker fungiert hier auch zu einem gewissen Teil als Lösungsmittel. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass eine Mazeration mit einem gewissen Anteil an Zucker oft ein besseres Ergebnis liefert als selbige in einer Ethanol / Wasser - Lsg., va. wenn absolut wasserunlösliche Komponenten (Wie in diesem Fall Harz) einen Teil zum Aroma beitragen.
Woran dass liegt? keine Ahnung, musste nen Lebensmittelchemiker Fragen.
 
Interessant... Bei deinem Rezept macht das ja durchaus Sinn.
Dann frage ich mich nur, warum in dem Rezept, welches ich aus dem Buch habe, der Zucker erst nach der Mazeration hinzugegeben werden soll. Das Buch scheint doch nicht so toll zu sein. :D

Wie gesagt, als erstes wird dein Rezept mit dem Rohrzucker und Rum verköstigt, danach dann eventuell eine reine Infusion angesetzt.
 
Zucker ist kein Lösungsmittel, sondern ein Geschmacksverstärker ;) Deswegen schmeckt es intensiver, der Zucker überdeckt aber auch.
 
200ml Rum (Cartavio Silver) mit Fichte und 20g Zucker sowie 300ml Gin (Beefeater 47) nur mit Fichte sind fertig, länger als 1.5 Tage wollte ich es nicht stehen lassen. Schon jetzt ist das Aroma überwältigend - andere würden es gewöhnungsbedürftig nennen. :D

Riecht auf jeden Fall vielversprechend, am Wochenende folgt der erste Test.
 
Es kommt doch immer anders als man denkt:

Eben gerade habe ich Kiefer und Gin vereint.
1 Liter Beafeeter 47% mit 250g Jungkiefern.

1,5 Tage ist mir zu wenig, Gin kann man immernoch im Getränk dazugießen, wenn die Kiefer zu stark ist.
Ich hab eh schon das Gefühl, dass 1 Liter zu wenig ist.
 
Da muss ich morgen wohl wieder eine Fichte aufsuchen...

Beim Rum waren die 1.5 Tage etwas zu lang, im Sour überwältigendes Aroma, welches leider den Rum ein wenig zurückdrängte. Muss dezent verdünnt werden.

Der Gin-Ansatz hat meiner Meinung nach noch stärker das Aroma angenommen, welches im Sour nun aber komplett den Gin überdeckt.
In der Nase und auf der Zunge denkt man, man würde neben einem frisch gefälltem Baum im Wald stehen, am Gaumen stürzt der Baum dann auf einen ein. Kann guten Gewissens noch erheblich verdünnt werden.
Damit decken sich meine Erfahrungen mit denen von Shola.

Pur schmeckt der "Fichten-Rumlikör" auf Eis übrigens ganz gut, der Cartavio ist in diesem Fall der limitierende Faktor. Allerdings ist das Fichtenaroma dezenter als im Sour und sehr angenehm.

Insgesamt eine klare Empfehlung an jeden. Wenn es bei euch noch Triebe gibt, probiert es unbedingt einmal aus.
Mir ist nichts Vergleichbares bekannt - und wer möchte schon das Normale haben? :)
 
Hi Leute,

zu diesem Thema gab es noch einen weiteren Thread, finde den allerdings nimmer.

Es geht um die Herstellung eines Tannennadel-Gins. Es wird jetzt dringend Zeit die entsprechenden Nadeln zu ernten.

Hat schon jemand sehr konkrete Erfahrungen damit gemacht?
 
Ich war jetzt gestern mal im Wald ernten. Manche Tannen waren schon sehr weit und nicht mehr zu gebrauchen, andere hingegen noch nicht so weit und es war noch zu früh. Ich habe aber einige gefunden, die vermutlich perfekt waren. Davon habe ich mal wenige Hände abgeerntet.

Habe dabei immer mal wieder probiert wie unterschiedlich die schmecken. Die ganz jungen (fast geschlossen) waren zu bitter, manche waren zitronig und sauer, ältere waren harzig. Aber insgesamt erinnern die jungen Triebe überhaupt nicht an die alten Nadeln und das Tannen typische.

Ich werde mich jetzt einfach mal ans testen machen und eine lockere Lagerung der Sprossen mit Gin überschütten und jeden Tag probieren.
 

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