Professionelle Verkostungsnotizen

Kuglblitz

Neues Mitglied
Nachdem ich mich wieder einmal in das von mir sehr geschätzte Ultimate Bar Book von André Dominé eingelesen hatte, habe ich mich wiederholt gewundert, wie denn all die sehr analytisch geschriebenen Verkostungsnotizen (z.B. "Aromen von Rosinen, dunklem Napfkuchen und süßen Beeren", Guglhof Vogelbeere; und ja, den gab's auch beim Forumstreffen!) zustande kommen.

Denn ehrlich gesagt tu ich mir oft wirklich schwer, diese zu entdecken.

Ok, Aromen zu identifizieren kann man lernen, das hab' ich bei Triobars Aromatasting erkannt. Doch frage ich mich, wie objektiv all die Verkostungsnotizen in der Literatur nun sind.

Oder anders gefragt: Sind die genannten Napfkuchen- Aromen einfach da oder eine Interpretation des Autors, die sehr individuell gedeutet werden kann?
 
Da ja alle Napfkuchen gleich schmecken haben solche Verkosternotizen absolute Gültigkeit ;)
 
Ich kann mit solch blumigen Verkostungsnotizen meist eher wenig anfangen und bevorzuge stattdessen "Richtungsangaben":

Wie ist der Körper der verkosteten Spirituose? Ölig, dünn?
Wie ist die Nase? sprittig, fruchtig, torfig?
Wie ist das Mundgefühl? Vollmundig, wässrig, adstringierend, bitter, zuckrig?
Wie ist der Abgang? Lang, kurz, kratzig?

So in etwa jedenfalls...

Ich beherrsche diese Terminologie leider nicht sonderlich gut, schätze es aber, wenn es Autoren tun. Daher vermittelt mir Charles McLean etwa ein viel deutlicheres Bild davon, ob ich einen bestimmten Whisky mögen könnte, als Walter Schobert.


 
"Starke Noten von angebrannten Zigarrenstummeln, die 19 Jahre in einer mit Yakleder beschlagenen Zedernholzkiste gelagert wurden."

;)
 
Der schmeckt doch nach Leim, schnelltrocknend, weiß, in einer schwarzen 500 Gramm Dose ;D
 
http://www.youtube.com/watch?v=MFv-akyemx4
 
ohne das ich jetzt auf den link klicke lasst mich raten: "der winzer ist schwul"


Edit: *link click* hatte ich wieder recht hahaha ;D
 
Ok, wieder mal On-Topic :mad: :

Wenn diese komplexen Anklänge in der Literatur offensichtlich nicht ernst zu nehmen sind(?), wo liegt dann die Grenze der objektivierenden olfaktorischen Wahrnehmung?

Kann man nur über Primäraromen (Zimt riecht nach Zimt, Birne nach Birne etc.) schreiben oder sind all die Ergüsse etwa eines Michael Jackson über Aromen in Single Malts mehr als Schall und Rauch?

Wenn nicht, dann ist jedes Aromentasting ja von vorne herein zum scheitern verurteilt, sobald es sich Weinen oder komplexen Spirituosen zuwendet.

@ Semyon: Triobars Aromentasting war beim Forumstreffen 2012 in Wien.

 
Wenn diese komplexen Anklänge in der Literatur offensichtlich nicht ernst zu nehmen sind(?), wo liegt dann die Grenze der objektivierenden olfaktorischen Wahrnehmung?
Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass weitschweifende und blumige Geschmacksbeschreibungen nicht ernst zu nehmen sind; bei einem Live-Tasting können sie sogar recht hilfreich sein. Wer kennt das nicht? - Man macht eine Weinprobe, der Winzer läßt ein aromatisches Stichwort fallen - und zack, riecht man plötzlich Veilchen, wo vorher keine waren.

Aber mir persönlich sind die o.g. "Charakterbeschreibungen" wichtiger als eine konkrete Aromabeschreibung. Das gilt besonders dann, wenn ich die Expertise des Autoren nicht einschätzen kann.
 
Ich denke, dass Verkostungsnotizen zu einem großen Teil individuell-persönlich geprägt sind. Objektivität wird somit wohl in den seltensten Fällen erreicht und wenn dann nur von sehr guten Testern, die Aromen korrekt zuordnen können. Vermutlich aber auch da nur für sehr markante Gerüche und Geschmacksrichtungen.

Durch Interpretation sowie die Kenntniss auf welche Art und Weise der jenige seine Verkostungen durchführt und vorallem was seine Vorlieben sind, erhält man denke ich das beste Bild von der beschriebenen Spirituose oder dem Wein. Also kurz gesagt: Versteht man den Tester, dann versteht man auch was er mit bestimmten Beschreibungen meint. Eine bisschen Geschwafel ist ohnehin immer dabei.
 
Ähnliche Beiträge im Cocktail-Forum

Ähnliche Beiträge im Cocktail-Forum

Zurück
Oben