Clover Club und Pink Lady

mangomix

aktives Mitglied
Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir noch keinen eigenen Thread für diese wunderbaren Klassiker aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. Warum ein Thread für zwei Drinks? Weil sie sehr eng miteinander verwandt sind, sich (je nach Literatur) manchmal nur in Nuancen, teilweise überhaupt nicht unterscheiden.

Zufällig stieß ich vor kurzem in einem Wikipedia-Artikel auf ein falsch zitiertes Rezept der Pink Lady - doch nach meinen Edits entspann sich unerwartet eine sehr ausführliche (leider auch sehr mühsame Diskussion) um Zubereitung und Historie dieses fast vergessenen Klassikers. Nun, inzwischen sieht der Artikel ganz anders aus - und ich habe für mich einen großartigen Klassiker wieder entdeckt.

Deswegen jetzt hier, überhaupt nicht neutral und Wikipedia-tauglich, meine bevorzugte Rezeptur. Vermutlich nicht die historisch früheste (in den 1920ern und 1930er Jahren offenbar noch ohne Brandy gemixt, oft auch ohne Zitronensaft), aber die leckerste:



Pink Lady
für zwei Drinks

6 cl Gin (z. B. Plymouth Export Strength)
2 cl Apple Brandy (z. B. Laird's Old Apple Brandy 7 1/2 years), alternativ Calvados oder Applejack
2 cl Zitronensaft, frisch gepresst
1,5 cl Granatapfelsirup (z. B. Monin) *
1-2 BL Zuckersirup 2:1
1 frisches Eiweiß

1. Alle Zutaten ohne Eis in den Shaker (Eiweiß zum Schluss).
2. Ohne Eis kräftig shaken ("dry shake").
3. Eis dazu, nochmals shaken.
4. in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen.
5. Dekoration: mit 'ner Cocktailkirsche garnieren, wer's braucht.
6. Wenn irgendwann alle Eier für weitere Pink Ladys draufgegangen sind, Eggnoggs machen.

* Granatapfelsirup ist weniger süß als Grenadine, schmeckt dafür besser ^^ Mit Grenadine braucht man keinen Zuckersirup.



Übrigens: Wem der Drink zu rosa und der Name zu weiblich ist:
1. Granatapfelsirup bevorzugen, ist nicht ganz so bonbonfarben ...
2. Einfach "Secret Cocktail" dazu sagen (aber nicht, dass diese Idee von Ted Haigh geklaut ist!)

 
Ach ja ... grad in unsere Datenbank geschaut: Pink Lady: Batida de Coco, Wodka, Cachaca, Ananassaft, Grenadine, Maracujasirup ... Pink Lady 2: Scotch Whisky, Amaretto, Erdbeersirup, Grapefruitsaft, Birnensaft ... (Kommentar dazu: "Whisky-Freunde sollten ihn unbedingt probieren." - Ah ja ...) - und so geht es dann weiter bei den Pinks. Mir wird schlecht! Kann das nicht jemand löschen? Schnell?
 
Hab die beiden Rezepte (Pink Lady) offline genommen
kümmere mich nach dem BCB darum
 
wow, das WAR schnell ^^ thx! Und du bist jetzt doch auf dem BCB?
 
Es gibt nun wirklich gute Gründe diese beiden Cocktails heutzutage synonym zu gebrauchen,
aber ich denke schon (es gibt Hinweise), dass sie ursprünglich aus jeweils verschiedenen Traditionen erstanden sind.

Wie (auch) immer: guter Job mangomix!

@comander: Viel Spaß! - Ich wäre auch gern dabei........... :-\
 
Für mich sind das schon zwei unterschiedliche Drinks. Der Clover Club ist älter wird schon 1916 bei Ensslin beschrieben. Außerdem ist er in seiner "Entwicklung" konstanter. Der Unterschied ist für mich der applejack bei der Lady.

Edit I: OK das mit dem Alter stimmt anscheinend nicht, hab nochmal nachgeschaut. Die Pink Lady ist schon 1914 mit applejack beschrieben.

Edit II:Muß mich wieder korrigieren, da ich jetzt Rezepte für den Clover Club gelesen habe aus 1911.
 
@mangomix
bei deinem ersten Link (falsch zitiertes Rezept) meinst du da den Wikipedia Artikel vom Januar 2011?
 
Danke Alchemyst - und nein: - nicht synonym, auch wenn das in einigen Cocktailbüchern so erscheinen mag! Denke nur, dass wir die oftmals sehr ähnlichen Rezepturen und Varianten in einem Thread sammeln können.

Der Clover Club scheint etwa 10 Jahre älter zu sein: Hugo Ensslin: Recipes for Mixed Drinks (1916-1917) und Tom Bullock: The ideal Bartender (1917) sind die frühesten mir bekannten Belege; einen Vorläufer der Pink Lady finde ich erst 1926 (Manual de Cantineros): "Pinky", genauso gemixt wie die meisten Pink Ladys der 1930er (Gin, Grenadine, Eiweiß), Pink Ladys waren aber in den 1920ern wohl auch schon bekannt (so auch Roth im "Jahrhundert-Mixbuch").

Die Rezepte gehen aber schon in der Zeit etwas durcheinander, meistens, so scheint mir, ist der Clover Club mit Gin, Zitronensaft, Grenadine und Eiweiß aufgeführt (die Variante Clover Leaf mit einem Minzeblatt obendrauf); viele Pink Ladys der 1930er verzichten demgegenüber nur auf den Zitronensaft. Also lediglich Gin, Grenadine und Eiweiß.

Da nach einem Gentlemen's Club benannt, war der Clover Club sicher kein Damengetränk - und vielleicht für die Ladys etwas zu "tart". Die Grenadine jener Zeit war vermutlich auch noch nicht so pappsüß und künstlich wie heute oft - dürfte eher einem heutigen Granatapfelsirup entsprechen, also leicht säuerlich-herb. Insofern kann ich mir vorstellen, dass man für die Damen einfach einen Clover Club / Clover Leaf Cocktail ohne Zitrone gemixt hat - ein gefälligerer, weicherer Drink, der dann halt irgendwann einen eigenen Namen bekam. Und hier und da soll ja auch noch Sahne in die eine oder andere Lady gelangt sein, wenn sie eine Pink Lady trank, auch das würde passen. David Wondrich wird wahrscheinlich mehr darüber wissen ...

Zwei ganz frühe Rezepturen nach Tom Bullock: The Ideal Bartender (1917)
(nicht wörtl. übersetzt, Maße in cl umgerechnet)

Clover Club Cocktail

2,25 cl Dry Gin
2,25 cl frz. Vermouth
1,5 cl Himbeersirup
1 Eiweiß

Shake (mit "fine ice"), strain, Cocktailschale.

Clover Leaf Cocktail

4,5 cl Old Tom Gin
1,5 cl Grenadine
1 Eiweiß

Shake (mit "lump ice"), strain, Cocktailschale.


Das Buch von Ensslin ist mir leider nicht zugänglich, hat das jemand?

 

@mangomix
bei deinem ersten Link (falsch zitiertes Rezept) meinst du da den Wikipedia Artikel vom Januar 2011?
[/quote]

Ja. Da ist Eric Felten zitiert, dessen Rezept auf S. 123 keine Sahne aufweist, und der auf den Seiten vorher auch erklärt, warum die Sahne seiner Meinung nach nicht reingehört.


Edit: OK das mit dem Alter stimmt anscheinend nicht, hab nochmal nachgeschaut. Die Pink Lady ist schon 1914 mit applejack beschrieben.
[/quote]

Wo denn?
 
@mangomix

Super das du ausführlich dazu schreibst.

Vielleicht hat sich der Schreiber von Wikipedia auf die S. 121 bei Felten bezogen. Da wird beschrieben, wie Freddie Roth "chief mixologist" vom Roosevelt Hotel in New York die Pink Lady mit Sahne mixt.

Die Pink Lady ist in Jacques Straub Buch "Drinks" von 1914 anscheinend mit folgendem Rezept aufgeführt. Hab das Buch leider, leider selber nicht.


Pink Lady Cocktail

1/2 jigger Lime Juice
1/2 jigger gin
1/2 jigger apple jack
5 dashes grenadine


Hier gibts noch Info zu Straub

http://wiki.webtender.com/wiki/Jacques_Straub



Ein weiteres Rezept diesmal mit Orangensaft (für vier Drinks), daß ich aber noch nicht ausprobiert habe aus

"The Bartender’s Guide and Song Book":

One Tumbler of Gin
One-fourth tumbler Grenadine
Whites of Four Eggs
Juice of two Oranges
Juice of one Lemon
Dash of Sugar
Mix with ice in the shaker: Drink before it settles.



Edit: Was ich nicht verstehe bei Felten S.121 wird von einer Zeitungswerbung 1934 für Fleischmann's Dry Gin berichtet: "Have you ever ever made a Pink Lady? It's that popular new Cocktail...." Was soll 1934 da jetzt neu gewesen sein? Vielleicht wurde er nach der Prohibition neu entdeckt.
 
Zum Clover Club sei auch dieser Artikel empfohlen:
http://trinklaune.de/2009/04/12/rohe-ostern-oder-%E2%80%9Eyou-hard-boil-your-easter-eggs-%E2%80%93-we-separate-and-shake-ours%E2%80%9D/

Und:


Wie schon Gary Regan ("The Joy of Mixology") sagt:

The first recipes for the Clover Club Cocktail called for raspberry syrup, which has been replaced by grenadine over time. Use raspberry syrup if you have at hand - without it his drink isn't much to talk about.
[/quote]
 

Vielleicht hat sich der Schreiber von Wikipedia auf die S. 121 bei Felten bezogen. Da wird beschrieben, wie Freddie Roth "chief mixologist" vom Roosevelt Hotel in New York die Pink Lady mit Sahne mixt.
[/quote]
Ja, aber der ja wiederum ohne Eiweiß - insofern hätte selbst das nicht zu der Rezeptur im Text gepasst ...


Die Pink Lady ist in Jacques Straub Buch "Drinks" von 1914 anscheinend mit folgendem Rezept aufgeführt. Hab das Buch leider, leider selber nicht.

Pink Lady Cocktail

1/2 jigger Lime Juice
1/2 jigger gin
1/2 jigger apple jack
5 dashes grenadine
[/quote]

Volltreffer! Das fehlte uns noch für die WP ... Interessant ist nur, dass ich in deutlich späteren Barbüchern (1920er, 1930er) den Apple Jack überhaupt nicht mehr finde. Auswirkung der Prohibition? Badewannen-Gin scheint es immer gegeben zu haben, Applejack war vermutlich auch kaum noch verfügbar in den Jahren. Aber auch in britischen Barbüchern steht der Drink meist ohne (Savoy, Café Royal ...). Immerhin, im Ritz Paris gab's laut Frank Meier (The Artistry of Mixing Drinks, 1936) die PL mit einem Schuss "Brandy". Wobei er ja in Frankreich auch als Ersatz für Applejack/Apple Brandy auch zu Calvados hätte greifen können. Ich glaube, den Applejack hat erst Embury in den 1940ern wieder aufgegriffen. Ach, wenn die damals nur Facebook gehabt hätten, dann wüssten wir heute alles! ;)

Noch ein Link, wo o.g. Rezept auch vorkommt: http://savoystomp.com/2009/08/14/pink-lady-cocktail/

Hat jemand aus dem Forum das Original-Buch (Ausgabe von 1914), oder den Reprint von Wondrich und könnte die Pink Lady mal nachschlagen? Nur um sicherzugehen, dass nicht doch eine der posthumen Auflagen (da finde ich noch 1941 welche) zietiert wurde?
 
Die Pink Lady ist in Jacques Straub Buch "Drinks" von 1914 anscheinend mit folgendem Rezept aufgeführt. Hab das Buch leider, leider selber nicht.

Pink Lady Cocktail

1/2 jigger Lime Juice
1/2 jigger gin
1/2 jigger apple jack
5 dashes grenadine

Das Buch ist als Scan auf Drinkology.com (Pernod-Ricard UK) einsehbar - leider kann man es nicht herunterladen. Auf S. 35 findet sich das Rezept, interessanterweise ohne Eiweiß.

Auch der Clover Leaf Cocktail ist drin, auf S. 23: (ein "Clover Club" wird nicht erwähnt, aber der unterscheidet sich in anderen Büchern jener Zeit vom Clover Leaf bekanntlich nur dadurch, dass er ohne das Minzeblatt auskommt):

Juice of 1/2 a Lemon.
White of one egg.
1 jigger dry gin.
1 barspoon raspberry syrup.

Shake well. 1 sprig of mint on top.



Inzwischen konnte ich auch einen Blick in Hugo R. Ensslin's "Recipes for Mixed Drinks" werfen (Second Edition, Fox Printing House, Inc., New York 1917). Darin:

Clover Leaf Cocktail (p. 13)

1/3 Grenadine
2/3 Gin
White of an Egg
Juice of 1/2 Lime
Shake well in a mixing glass with cracked ice, strain and serve with a mint leaf on top.

Clover Leaf Cocktail
Made same as Clover Leaf Cocktail without the mint.

Pinky Cocktail (p. 26)

1/2 Dry Gin
1/2 Grenadine
White of 1 Egg
Shake well in a mixing glass with cracked ice, strain and serve.



Anmerkung: David Wondrich schlägt für 1/3 = 1 oz. (30 ml), für 1/2 = 1 1/2 oz. (45 ml) vor. Ich würde jeweils etwas weniger nehmen. Der "Pinky" taucht auch im Manual de Cantineros von 1926 wieder auf sowie im Savoy Cocktail Book von 1930, wo zusätzlich - mit denselben Zutaten, aber anderen Mengenverhältnissen - auch eine Pink Lady aufgeführt ist.

Pink Lady-Rezepte der 1930er Jahre werden sehr oft nur mit Gin, Greneadine und Eiweiß angegeben, Applejack finde ich erst wieder bei David Embury in den 1950ern.
 
Ich liebe es mangomix, zu lesen wie tief du gräbst und die Dinge wirklich gründlich aufarbeitest.
Das hat Exzellenz, macht Spass zu lesen und wertet dieses Forum auf einzigartige Weise auf... :D

 
Danke Alchemyst & guennik! Freut mich dass es außer mir noch jemand liest ;)
 
Hier lesen mehr als du denkst. ;)

Kannst du mal die Rezepte etwas zusammenfassen? Vielleicht von "simple" Variante bis hin zur ausgebauten Variante mit allerlei Finessen? Und was ist eigentlich mit der White Lady?
 

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