So, drei Bars konnte ich gestern abklappern, konkret Carpe Diem, die Blaue Gans und die Bar im Hotel Stein. Zwei weitere Bars, die mich interessiert hätten - Pepe Cocktailbar und die Bar im Hanger-7 - hatten gestern leider zu.
1. Carpe Diem: ein modern eingerichteter Raum, ziemlich verraucht. Die Bedienung war schnell und freundlich, die Barkarte ist durchschnittlich, Zutaten wie Rye oder guten Wermut sucht man vergebens. Wasser zum Drink kommt nur nach Anforderung. Barfood gibt es keines. Ich bestellte einen Negroni, der standardmäßig mit Blue Gin, Campari und Dubonnet zubereitet wird. Seltsamerweise wurde der Drink geshaked, in einen nicht vorgekühlten Cocktailspitz abgeseiht und mit Cocktailkirsche serviert (Preis: 8,20). Der Drink war dann auch dementsprechend verwässert und wurde sehr schnell warm. Die Intensität und Komplexität eines gut gemachten Negroni war praktisch weg, lediglich der Blue Gin war schön im Hintergrund zu spüren.
Fazit: für einen Espresso oder ein Glas Prosecco ist das Lokal sicher nett, was Cocktails betrifft, aber nicht empfehlenswert.
2. Blaue Gans: gleich gegenüber ist die Blaue Gans, ein traditionsreiches Altstadthotel mit gehobener Küche und einer kleinen, aber recht gut sortierten Bar (bei Gin z.B. Monkey 47, The Duke und Blue Gin). Die Barkarte ist sehr klein, die Rezepte klingen aber kreativ und so bestellte ich einen Drink namens Ellison mit - laut Karte - Gin, Limettensaft, Zuckersirup, Angostura sowie gemuddelter Gurke und Minze. Klingt interessant, statt Limettensaft kam dann aber aber Lime Juice in Glas, war den Drink pappig süß und völlig unausgewogen machte. Zudem wurde auch hier das Glas (Cocktailspitz) nicht vorgekühlt, die Zutaten lagen zudem lange im recht nassen Eis, bevor sie geshaked wurden. Und in den fertigen Drink kamen dann nochmals zwei Eiswürfel. Alles zusammen also eine Katastrophe, eigentlich hätte ich den Drink zurückgehen lassen sollen. Ich hoffe, die hochgelobte Küche ist besser. Wie zuvor kommt Wasser zum Drink nur nach Anforderung. Barfood gibt es keines. Preis: 8,90 plus ein Euro Aufpreis für den Duke, alles zusammen also zu teuer.
In allem nicht empfehlenswert.
3. Bar im Hotel Stein. Diese Bar war mein letzter Hoffnungsschimmer, dass Salzburg hinsichtlich der Barkultur mehr als ein Entwicklungsland ist. Die Bar liegt im 7. Stock einen Hotels in sehr guter Lage an der Salzach, der Blick von der großen Dachterrasse auf die Salzburger Altstadt ist zu recht legendär. Die Bar besitzt Lounge-Atmosphäre, die Musik ist etwas langweilig, aber ok. Interessanterweise gibt es keine Barhocker. Die Barkarte ist durchschnittlich, der Barstock aber hochwertig und zeitgemäß.
Ich bestellte einen Whiskey Sour mit Eiweiß straigt up und war fast erstaunt, als ich wirklich frische Eier sah. Das klang vielversprechend. Statt dem Standard-Whiskey (Four Roses) nahm ich einen Woodford Reserve. Interessanterweise wurde zuerst der Drink zubereitet, dann kam das extra geshakte Eiweiß als Haube darauf. Kannte ich so nicht, ist aber ok. Der Drink war zu Beginn etwas zu sehr auf der sauren Seite, was mit einem Barlöffel Sirup aber problemlos korrigiert werden konnte. Und gegenüber den Vorgängern in den anderen beiden Bars war der Drink regelrecht eine Offenbarung und wirklich gut. Dass für den Woodford aber drei Euro Aufpreis verlangt wurden und der Drink stolze 13,50 kostete, war aber zu viel.
Wie zuvor kommt Wasser zum Drink nur nach Anforderung. Barfood gibt es keines.
Ich plauderte lange mit dem netten und kompetenten Barkeeper über die Salzburger Barszene und das Salzburger Publikum, wobei er meinte, dass es schwer sei, die Leute für anspruchsvolle Drinks zu begeistern.
Als zweiten Drink nahm ich eine Empfehlung auf Carpano Antica Formula Basis (Preis: 10,50) und wurde auch hier nicht enttäuscht. Zudem nahm ich die Inspiration mit, selbst auch mehr mit Antica Formula als Basis zu arbeiten.
Fazit: ein echter Lichtblick und bei einem Salzburg-Besuch eine wirklich gute Wahl, leider etwas zu teuer. Das Hotel wechselt Ende des Jahres übrigens den Besitzer, es bleibt zu hoffen, dass es nicht allzu viele Änderungen geben wird.
Für ein finales Resume ist noch zu früh, da zwei empfohlene Bars wie gesagt zu hatten, dass in zwei von drei Etablissements in allerbester Lage vor allem in puncto Zubereitung teilweise schlimme Fehler gemacht wurden, ist für eine Touristen- und Kulturstadt wie Salzburg aber schon ein Armutszeugnis. Mal sehen, ob auch Salzburg mal den Sprung in Richtung hochklassiger Barkultur schafft.