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fmx192
Gast
..Belichtungsmesser, das unbekannte Wesen! (kompl Überschrift
)
Aufgrund einer längeren Fachsimpelei im Chat mit hobbymixer möchte ich zum O.T.-Thema "Foto" mal was schreiben, das alle lesen können.
Jeder hat schon mal festgestellt, daß einige Bilder nicht so geworden sind, wie man die Szene in Erinnerung hatte. Mal sind sie viel zu dunkel, dann wieder zu hell. Woran liegt das?
Die heutigen Kameras haben mit wenigen Ausnahmen (zB Mittelformat - vollmechanische Hasselblad 501 etc) alle einen eingebauten Belichtungsmesser, im folg. BM genannt. Der BM muß ja auf irgendetwas geeicht sein. In der Praxis ist das ein neutraler Grauwert mit einem (Licht-) Reflexionsvermögen von 18 %, was einem in der Natur vorkommenden Durchschnitt entspricht. Farben sieht der BM keine, nur Grauwerte (Ausnahme: Nikon F5, D1-Serie). Bei Motiven, die diesem mitlleren Grauwert in etwa entsprechen, bekommt man in der Regel solche Bilder, da man als richtig belichtet empfindet.
Abweichungen und damit Fehlmessungen ergeben sich immer dann, wenn das Reflexionsvermögen stark nach oben oder unten abweicht. Fotografiert man eine weiße Wand, sieht der BM nur ein mittleres Grau und belichtet so, daß sich auf dem Bild eben jener verwaschene Grauton ergibt anstelle der strahlend weißen Wand. Ist das Motiv eine schwarze Wand, passiert das Gleiche. Der BM macht daraus ein mittleres Grau und die Wand erscheint viel heller auf dem Bild.
Abhilfe: solche Situationen erkennen und Belichtungskorrektur einstellen. Bei sehr hellen Motiven muß also reichlicher belichtet werden, dh Pluskorrektur, bei sehr dunklen weniger, Minuskorrektur. Erfahrung ist hier unerläßlich. Am besten mit Diafilm mal eine Testreihe durchziehen und mit Ausgangswerten und dann je nachdem ein paar korrigierte Aufnahmen mit 1/3 oder 1/2 Blende-Abstufungen. Notieren, in welcher Reihenfolge was belichtet wurde, Ergebnisse sichten.
In der Praxis kommt es zB vor, daß Struppi mit mittelbraunem Fell auf einer kräftig-grünen Wiese fotografiert wird. Das Grün ist für den BM zu dunkel, also macht er ein "mittleres Grau" wieder draus und belichtet länger, als es für das Bild geeignet wäre. Folge; Struppi wird ebenso zu lang belichtet und hat auf einmal hellbraun-beiges Fell. Abhilfe: Minuskorrektur, Struppi wird farbrichtig abgelichtet und die Wiese bleibt ein dunkles Grün.
Tante Agathe steht vor der weißen Kirche und setzt ihre Gesichtsfalten ;-) in Position. Leider beeinflußt der weiße Hintergrund die Belichtung und ohne Korrektur erhält man einen gräulich-beigen Hintergrund, davor Tante Agathe deutlich zu dunkel. Abhilfe: Pluskorrektur, die Wand bleibt weiß und Tantchen strahlt genauso wie später bei Kaffee & Kuchen.
Noch was zu den Meßarten. Moderne Spiegelreflexkameras bieten meist eine Matrixmessung an. Dabei ist das Bildfeld in mehrere bis viele Meßsegmente aufgeteilt, die Ergebnisse wertet ein Mikroprozessor aus. Zeigt zB ein Meßfeld einen deutlich höheren Lichtwert auf als die anderen, "erkennt" der Prozessor eine Lichtquelle bzw Lichtreflexion und berücksichtigt dieses Meßfeld entsprechend geringer. Innerhalb gewisser Grenzen funktioniert das recht gut, das ist also eine Art automatische Belichtungskorrektur. Nachteil: man weiß nicht wieviel gerade "korrigiert" wird.
Ältere und fast überall eingebaute Meßmethode ist mittenbetont-integral. Integral heißt, daß die gesamte Bildfläche in die Messung einbezogen wird. Mittenbetont deshalb, weil das Hauptmotiv meist in der Bildmitte liegt und daher stärker in die Belichtungsmessung einbezogen wird. Hat man sehr helle Elemente wie Lampen, Sonne, Lichtreflexe und so im Bild, verfälschen die meist die Messung. Abhilfe: BM auf Motiv so ausrichten, daß diese Störquelle nicht mitgemessen wird, Meßwert speichern und dann endgültigen Bildausschnitt wählen. Oder entsprechende Belichtungskorrektur.
Dritte Meßmethode im Bunde ist die Spotmessung. Dabei wird nur ein ganz kleiner Teil (wenige bis nur 1 %) der Fläche gemessen. Vorteil: Ein erfahrener Fotograf kann gezielt Details anmessen. Nachteil: Man muß das Detail erwischen, das die 18% Reflexion möglichst genau erreicht, auf die der BM geeicht ist, sonst ist Fehlmessung vorprogrammiert. Zu diesem Zweck gibts auch Graukarten, die diese 18 aufweisen und auf die man messen kann. Weiß man also nicht wie man messen soll und hat genug Zeit, kann man die Graukarte anmessen und dann mit dem gem. Wert das Bild belichten.
Profis verwenden auch gerne Handbelichtungsmesser, die eine sog. Lichtmessung erlauben. Dabei wird die Meßzelle mit einer weiß-milchigen Kalotte verdeckt vor dem Motiv in Blickrichtung Kamera gehalten. Der BM mißt also so das einfallende Sonnenlicht und errechnet den Wert, der sich aus einem Motiv mit normgerechten Reflexionsvermögen ergeben würde. Das Problem mit den unterschiedlichen Reflektivitäten der abzulichtenden Locations wird damit elegant umgangen. Zu diesem Zweck ist es hilfreich, einen Assi mit dem BM in der Hand nach vorne zu schicken
Das wars erstmal zu diesem Thema.
@hobby: Auch Deine Canon müßte sowas können *ggg*

Aufgrund einer längeren Fachsimpelei im Chat mit hobbymixer möchte ich zum O.T.-Thema "Foto" mal was schreiben, das alle lesen können.
Jeder hat schon mal festgestellt, daß einige Bilder nicht so geworden sind, wie man die Szene in Erinnerung hatte. Mal sind sie viel zu dunkel, dann wieder zu hell. Woran liegt das?
Die heutigen Kameras haben mit wenigen Ausnahmen (zB Mittelformat - vollmechanische Hasselblad 501 etc) alle einen eingebauten Belichtungsmesser, im folg. BM genannt. Der BM muß ja auf irgendetwas geeicht sein. In der Praxis ist das ein neutraler Grauwert mit einem (Licht-) Reflexionsvermögen von 18 %, was einem in der Natur vorkommenden Durchschnitt entspricht. Farben sieht der BM keine, nur Grauwerte (Ausnahme: Nikon F5, D1-Serie). Bei Motiven, die diesem mitlleren Grauwert in etwa entsprechen, bekommt man in der Regel solche Bilder, da man als richtig belichtet empfindet.
Abweichungen und damit Fehlmessungen ergeben sich immer dann, wenn das Reflexionsvermögen stark nach oben oder unten abweicht. Fotografiert man eine weiße Wand, sieht der BM nur ein mittleres Grau und belichtet so, daß sich auf dem Bild eben jener verwaschene Grauton ergibt anstelle der strahlend weißen Wand. Ist das Motiv eine schwarze Wand, passiert das Gleiche. Der BM macht daraus ein mittleres Grau und die Wand erscheint viel heller auf dem Bild.
Abhilfe: solche Situationen erkennen und Belichtungskorrektur einstellen. Bei sehr hellen Motiven muß also reichlicher belichtet werden, dh Pluskorrektur, bei sehr dunklen weniger, Minuskorrektur. Erfahrung ist hier unerläßlich. Am besten mit Diafilm mal eine Testreihe durchziehen und mit Ausgangswerten und dann je nachdem ein paar korrigierte Aufnahmen mit 1/3 oder 1/2 Blende-Abstufungen. Notieren, in welcher Reihenfolge was belichtet wurde, Ergebnisse sichten.
In der Praxis kommt es zB vor, daß Struppi mit mittelbraunem Fell auf einer kräftig-grünen Wiese fotografiert wird. Das Grün ist für den BM zu dunkel, also macht er ein "mittleres Grau" wieder draus und belichtet länger, als es für das Bild geeignet wäre. Folge; Struppi wird ebenso zu lang belichtet und hat auf einmal hellbraun-beiges Fell. Abhilfe: Minuskorrektur, Struppi wird farbrichtig abgelichtet und die Wiese bleibt ein dunkles Grün.
Tante Agathe steht vor der weißen Kirche und setzt ihre Gesichtsfalten ;-) in Position. Leider beeinflußt der weiße Hintergrund die Belichtung und ohne Korrektur erhält man einen gräulich-beigen Hintergrund, davor Tante Agathe deutlich zu dunkel. Abhilfe: Pluskorrektur, die Wand bleibt weiß und Tantchen strahlt genauso wie später bei Kaffee & Kuchen.
Noch was zu den Meßarten. Moderne Spiegelreflexkameras bieten meist eine Matrixmessung an. Dabei ist das Bildfeld in mehrere bis viele Meßsegmente aufgeteilt, die Ergebnisse wertet ein Mikroprozessor aus. Zeigt zB ein Meßfeld einen deutlich höheren Lichtwert auf als die anderen, "erkennt" der Prozessor eine Lichtquelle bzw Lichtreflexion und berücksichtigt dieses Meßfeld entsprechend geringer. Innerhalb gewisser Grenzen funktioniert das recht gut, das ist also eine Art automatische Belichtungskorrektur. Nachteil: man weiß nicht wieviel gerade "korrigiert" wird.
Ältere und fast überall eingebaute Meßmethode ist mittenbetont-integral. Integral heißt, daß die gesamte Bildfläche in die Messung einbezogen wird. Mittenbetont deshalb, weil das Hauptmotiv meist in der Bildmitte liegt und daher stärker in die Belichtungsmessung einbezogen wird. Hat man sehr helle Elemente wie Lampen, Sonne, Lichtreflexe und so im Bild, verfälschen die meist die Messung. Abhilfe: BM auf Motiv so ausrichten, daß diese Störquelle nicht mitgemessen wird, Meßwert speichern und dann endgültigen Bildausschnitt wählen. Oder entsprechende Belichtungskorrektur.
Dritte Meßmethode im Bunde ist die Spotmessung. Dabei wird nur ein ganz kleiner Teil (wenige bis nur 1 %) der Fläche gemessen. Vorteil: Ein erfahrener Fotograf kann gezielt Details anmessen. Nachteil: Man muß das Detail erwischen, das die 18% Reflexion möglichst genau erreicht, auf die der BM geeicht ist, sonst ist Fehlmessung vorprogrammiert. Zu diesem Zweck gibts auch Graukarten, die diese 18 aufweisen und auf die man messen kann. Weiß man also nicht wie man messen soll und hat genug Zeit, kann man die Graukarte anmessen und dann mit dem gem. Wert das Bild belichten.
Profis verwenden auch gerne Handbelichtungsmesser, die eine sog. Lichtmessung erlauben. Dabei wird die Meßzelle mit einer weiß-milchigen Kalotte verdeckt vor dem Motiv in Blickrichtung Kamera gehalten. Der BM mißt also so das einfallende Sonnenlicht und errechnet den Wert, der sich aus einem Motiv mit normgerechten Reflexionsvermögen ergeben würde. Das Problem mit den unterschiedlichen Reflektivitäten der abzulichtenden Locations wird damit elegant umgangen. Zu diesem Zweck ist es hilfreich, einen Assi mit dem BM in der Hand nach vorne zu schicken

Das wars erstmal zu diesem Thema.
@hobby: Auch Deine Canon müßte sowas können *ggg*