Geschmacksnerven

Cheers

Neues Mitglied
Hallöchen!

Vorab möchte ich mich bei allen bedanken, die ausführlich sämtliche Anfängerfragen beantworten.

Es wird häufig geschrieben, dass man die Geschmacksnerven trainieren soll. Nur wie mach ich das?

Trinke ich die verschiedensten Spirituosen pur oder on the rocks?
Trinkt ihr an einem Abend dann ausschliesslich eine Art, z.B. Gin?

Besten Dank im voraus und bis denne

Cheers
 
Ich kann dir jetzt nur was zu Whisky (bzw. Single Malts) erzählen und dabei auch nur Anfängerwissen

Aber Single Malts würde ich aus einen Degustierglas/Sherryglas oder ähnlichem trinken. Nicht aus einem Tumbler und auch nicht auf Eis, sondern bei Zimmertemperatur. Du kannst ein paar Tropfen Wasser hinzugeben, dass setzt z.t. weitere Geschmacksnuancen frei

Ich würde die Dinge, die du beim Trinken schmeckst und riechts aufschreiben und nachher mal mit der einschlägigen Literatur vergleichen und dann evtl. mal probieren, ob die dort beschriebenen Düfte/Aromen schmecken bzw. riechen kannst.

Desweitern vorher nichts Geschmacksintensives wie z.b. Knoblauch essen.

Ich persönlich würde jede Spirituose ohne Eis testen.
 
Einfach bewusst essen und trinken. Versuchen herauszuschmecken was man gerade im Mund hat. Viel Neues ausprobieren.

Dann kommt das eigentlich von alleine.
 
Hallo!

Ich kann es nicht ganz genau sagen, ich kann aber ein paar "wissenschaftliche" Fakten zum Geruchs-Gedächtnis liefern, was durchaus Sinn macht, da der Geschmack wesentlich mit dem Geruch in Verbindung steht.
Das kennt jeder der einmal Schnupfen gehabt hat nehme ich an, da man dann nurnoch zwischen den mittlerweile 6 Geschmacksrichtungen unterscheiden kann (süß, sauer, bitter, salzig, Umami und fettig).
Gerüche kann der Mensch bis zu 10000 unterscheiden.
Laut Wikipedia können Ungeübte ca. 50% der Gerüche benennen, wobei sich 98% Trefferquote durch Training erreichen lassen.
Das Geruchsgedächtnis arbeitet in 2 Schritten.
Zunächst wird der Geruch mit einem Ort/Zustand assoziiert, zB Weihnachten (Als Beispiel: Bratapfel wird oft mit Weihnachten assoziiert).
Der zweite Schritt ist dann das benennen des Geruches.
Umso öfter man den Geruch wahrgenommen hat, umso einfacher fällt es einem.
Genauso ist es dann beim Geschmack.
Abgesehen davon, dass es stark von den Genen abhängt, wie Intensiv man etwas schmeckt, hängt es auch von den Erfahrungen ab.
Ein Beispiel hierzu, dass mir Triobar mal genannt hat.
Den Geruch und den Geschmack von Erdbeeren kann man idR gut erkennen, sogar ob sie reif oder unreif sind.
Bei Brombeeren, die im Schnitt (Ausnahmen bestätigen die Regel) seltener verspeist werden, fällt es schwer den Geschmack zunächst zu identifizieren und dann noch weiter du differenzieren in reif, unreif etc.

Als Training könnte man also bewusst "die Nase überall reinstecken" und dran schnuppern, und versuchen den Geruch bewusst wahrzunehmen, vllt. auch noch mit einem Ereignis zu verknüpfen.
Für den Geschmack das selbe ;)

Anfangs hatte ich die Idee, das "Geschmackslernen" mit dem Lernen einer Sprache zu vergleichen.
Jedoch - laut Wikipedia - und dann meiner "bewussteren" (oder voreigenommenen?!?) neuen Erfahrung ist es so, dass man bei eig. jedem Geruch, den man schon einmal wahrgenommen hat, sagt, dass er einem bekannt vorkommt, ihn jedoch nicht benennen kann, während man Vokabeln manchmal einfach vollkommen vergisst.

Das ganze ist jetzt stark von Wissenschaftlichem geprägt aus Internetrecherche.
Vllt. ist auch Mist dabei, die Angaben sind ohne Gewähr ^^

Zu deiner Frage, wie man Spirituosen trinkt:
Bei Temperaturen von 22° bis 32° schmeckt man alle Geschmacksrichtungen am intensivsten.
Süß und Bitter als Geschmacksrichtungen sind Temperaturabhängig, deshalb ergeben sich unterschiede bei versch. Temperaturen.
Um also "das Volle" rauszuholen empfiehlt sich der Geschmackstest bei Zimmer- bzw. Handtemperatur.
Emfpehlenswert dürfte auch das richtige Glas sein.
Die Geschmacks- & Geruchsstoffe sind flüchtige Stoffe.
Man sollte also ein Glas wählen, das die mit Geruchsstoffen "gefüllte" Luft im Glas behält, erreicht wird dies mit Tasting-Gläsern (Beispiel: Klick!).

In einem Tasting werden eher Spirituosen gleichen Types miteinander verglichen, siehe hierzu die ganzen Online-Tastings im Forum :)

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Weiterhin korrigiert mich bitte wenn ich Mist erzähle ^^ ;)
 
Immer auch darauf achten daß man nicht zuviel in den Mund nimmt.
Es sollte schon soviel sein daß man genug Flüssigkeit hat und nicht nur gerade mal so die Lippen befeuchtet.
Zwischen den einzelnen Proben einen Schluck wasser trinken und evtl. ein Stück Weißbrot essen.
Manche Spirituosen mag man auf den ersten Schluck nicht weiterprobieren, aber es ist beim 2. oder 3. Schluck manchmal besser als der erste Eindruck vermittelt.
Und die Tagesform entscheidet natürlich auch.
Man kann an 3 Tagen 3 gleiche Spirituosen unterschiedlich bewerten wenn man z.B. Hunger hat, Müde ist oder einfach den ganzen Tag viel durch die Gegend gerannt ist.

Ich nehme immer die gleichen Gläser zum probieren wenn ich das Zuhause mache, da ist der Faktor schonmal immer gleich.
Und ich nehme nie Eis oder Wasser zum verdünnen, der erste Schluck wird immer Pur probiert daß ich weiß was ich da habe...sogar bei meiner Chilisoße mit 150.000 SCU :eek:
 
Kann mich Berti nur anschließen.

Wichtig ist einfach Übung und eben auch ein paar enstprechende Investitionen.
Geld ausgeben lohnt sich sicherlich, wenn man die Tips hier beachtet, aber man sollte auch nichts übereilen und auch die erste, zweite und dritte Spirituose vom selben Typ sollte vil nicht gleich 100 Euro brechen, weil man am Anfang damit eher wenig anfangen kann.

Habe gerade den English Harbour Extra Old probiert, eine wahre Wonne, aber ich weiß nicht, ob das vor einem Jahr schon das richtige für mich gewesen wäre.
 
Moin, Moin!

Herzlichen Dank für Eure ausführlichen Antworten!!!!

Ich habe die Frage gestellt, weil ich wissen wollte wie ich meine kleine "Spirituosensammlung" weiter ausbauen soll. Sie sieht z.Z. wie folgt aus:

Bombay Sapphire 47%
Tanqueray
Sauza Tequiala blanco
Havanna Club 3, Bacardi
Remy Martin VSOP
Osborne Veterano
Moskovskaya
Asbach Uralt
Cointreau
Grand Marnier
Drambuie
DOM Benedictine
Baileys
Sambucca Molinari
Licor 43
Boudier Creme de Cacao
Grappa Andrea da Ponte Prosecco.

Ich werde in nächster Zeit nach und nach die einzelnen Spirituosenarten "vornehmen".

Beim Gin werde ich mir noch Saffron und Finsbury Platinum zulegen und dann an Wodka, Rum etc. mich rantrauen, wobei ich mich da an die "Liste" von Crackone richte (Cocktails für Anfänger - Was zu Beginn wichtig ist). An dieser Stelle Herzlichen Dank für die gemachte Arbeit.

Bis denne

Cheers
 
Ich an deiner Stelle würde mir wohl zuerst einen 100% Agave Tequila zulegen, einen kleinen Rum-Einkauf (weiß und braun) wagen und den Bacardi in den Ausguss schütten, aber das ist was anderes :p.

Hierbei einfach an Crackones Liste halten, da stehen gute Anfangsempfehlungen drin :)
 
Hallöchen ZeeD!

Ich glaue Du hast recht. Ich habe mir überlegt, folgende Produkte zu kaufen:

Coralejo Tequila Silver
Sauza Hornitos Reposado
Matusalem Platino
Mount Gay Eclipse Rum
Appleton Estate V/X

Bei den Ausgießern tendiere ich zu:

Co-Rect Metallausgießer ref. 265

Da bin ich mir aber nicht sicher. Genauso wenig, welche Ausgießer ich für Sirup benutzen kann.

Wäre schön, wenn ich von Euch ein paar Tipps bekomme.

Bis denne

Cheers
 
Von Coralejo würde ich die Finger lassen. Nimm lieber den Herradura Blanco dazu.
 
Bei den Sirupen von Monin und Riemerschmid brauchst du keinen Ausgießer.
Die von dir genannten hab ich auch für die Spirituosen und finde die echt gut.

Bei dem von Tiefenrausch vorgeschlagenen Austausch der Tequilas muss ich passen, da ich nur den Corralejo Reposado kenne, und den Blanco nicht, und ich von Herradura noch garnichts hatte ;)

Ansonsten hört sich deine Liste auf jeden Fall solide an meiner Meinung nach.

Vllt. kann noch jemand mit mehr Erfahrung etwas dazu sagen :)
 
Das mit dem Corralejo ist wie bei allen Tequilas...der eine ist total begeistert, der andere findet ihn schrecklich.
Wenn es Dir nix ausmacht kauf halt beide und bilde Dir eine eigene Meinung.
Geschmäcker sind nunmal verschieden...gerade bei Tequila
 
Hallöchen!

Herzlichen Dank für Eure antworten!!!

Werde jetzt sparen und mir nach und nach die Spirituosen zulegen und probieren.

Bis denne

Cheers
 
Beim probieren vielleicht noch ein kleiner Rat;

wenn Du an den Spirituosen riechst, nicht die Nase zu tief reinstecken. Grade bei Obst-/ und Fruchtbränden, Grappa, etc. kann es dir den ganzen Test versauen.

Also nicht wie bei einer Weindegustation, sondern das Glas schnell vor der Nase hin und herwedeln.

Auch solltest Du zu Beginn nicht zu viele Spirituosen testen, weil es Dir schnell passieren kann, dass auch mit Weissbrot und Wasser, eine die andere überlagert.

Ein guter Bekannter von mir, er ist im Moment bester Distillateur Österreichs und hat 18 Punkte im Gault Millau bekommen, gibt immer nur ein paar kleine Tropfen ins Glas wenn er Gäste probieren lässt.

Das hat auch den Vorteil, dass sich die Frucht im Glas voll entfalten kann. Auch im Mund, nimmst du den Geschmack eher wahr, weil er nicht in den Mund reinspühlt, sondern sich langsam ausbreitet.
 
Hallöchen Il Duce!

Auch Dir herzlichen Dank für Deine Ergänzungen!

Schönen Sonntag und bis denne

Cheers
 
hi leute,

ich habe endlich mal ein rum-tasting hinter mich gebracht und ich bin überrascht, das ich den geschmack nicht so wirklich deuten/ausdrücken kann. vielleicht ist es ja auch nur übung...schwer, rund, holzig, kakao, leder,...(?????)...aber seht mal selbst.

bewertungen: sterne von 1-6, 6 sterne entsprechen meinem geschmack vollends.

für ergänzungen und weitere feedbacks bin ich dankbar.

so...

malteco anejo suave 10y:
angenehmer milder und fruchtiger duft., ein milder geschmack nach xx ?
eigentlich geschmacksarm und süsslich, schneller abgang.
3*

angostura 1919: holziger geruch und geschmack.
etwas scharf, abgang hält lange an, seeehr leecker und
toller preis! 6*

doorly´s XO: fruchtiger und leichter duft nach holz. ein milder geschmack nach xx ?kann aber den geschmack
nicht beschreiben. 3-4*

barcelo imperial: fruchtiger geruch und und ebenfals fruchtig und ild im gechmack. beim abgang habe ich das gefühl, das er mir leicht die kehle zuschnürt. kann auch hier den geschmack nicht deuten. 3*

el dorado 12y: milder duft, leicht nach holz, sehr mild und weich im geschmack. ein milder abgang und schön fruchtig. 6*

old monk 7y: mild, kann die eigenschaften nicht deuten, etwas vanillig im abgang. 4-5*

pampero aniversario: mildes aroma nach xx? kann ich nicht definieren. 2-3*

botran solera 1893: stark fruchtiger und holziger duft. auf der zunge wird er scharf, trotzdem milder im abgang. geschmack nach xx? 4*

cartavio antiguo de solera: tolles, fruchtiges aroma, leicht holzig. könnte man stundenlang schnüffeln. der abgang ist stark und geschmacksarm, schade. 2*

riviere du mat -cuvée speciale-: kann ich überhaupt nich deuten. 1*

botran 12y: fruchtiger duft, kann aber auch hier den geschmack nicht deuten. 1-2*




:'(
 
Also mir hilft es auch wenn ich überlege was das überhaupt für eine Spritiuose ist und wodurch der Geschmack entstanden sein könnte.

Ausgebrannte Fässer geben süßen Karamell-Geschmack ab.
Fässer aus Holz geben Holzgeschmack ab.
Lagerung in Küstennähe gibt leicht salziges Aroma nach Meer ab.
Lagerung im Sherry-Fass kann Aromen nach Nuss, Rosinen und weiteres abgeben.
Verschiedene Destillationsverfahren machen einen Brand simpler oder komplexer.

Das könnte man ewig so weitermachen. Aber es passiert mir auch desöfteren, dass ich mich frage wonach das schmeckt. Hier ist wirklich nur Erfahrung gefragt. Vor einem Jahr hätte ich nicht mal gewusst wie Rum hergestellt wird und heute weiß ich welcher Teil der Antillen für welche Geschmacksrichtungen steht und kann diese unterscheiden.
 
Lagerung in Küstennähe gibt leicht salziges Aroma nach Meer ab.

Das ist soviel ich weiss, nicht schlüssig bewiesen. Die Meinungen gehen da auseinander.
 
Ausgebrannte Fässer geben süßen Karamell-Geschmack ab.
Fässer aus Holz geben Holzgeschmack ab.
Nö. Ausgebrannte Fässer wirken wie Aktivkohle.
Holzfässer werden zum einen längere Zeit auf eine Temperatur gebracht (sog. charring), um (ganz vereinfacht ausgedrückt) Hemizellulose, Lignin, usw. in geschmacksgebende Stoffe umzuwandeln. Das findet bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen (< 400°C)statt und die erzeugte Schicht kann durchaus halbe Wandstärke erreichen! Je nach Temperatur bilden sich unterschiedliche Aromen. Ich habe irgendwo 'ne Grafik dazu - muss ich mal raussuchen.
Das Ausbrennen sorgt normalerweise für eine nur bis zu 3mm dicken Kohleschicht, die primär als Filterwirkung genutzt wird. Funktioniert wie Aktivköhle und sorgt dafür, dass Bränden mit der Zeit die Schärfe genommen wird.
 
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