Ich stimme Dir auch zu und ich teile das Unbehagen:
Zitat Jil Sander:
"Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muss Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. März 1996
Das war KEINE Persiflage. (Achtung Fremdwort! - Es macht hier Sinn. Die deutsche Übersetzung wäre "feine, geistreiche Verspottung")
Hehe, arme Jill - Ein Opfer ihres Berufes...
Auch C.Ocktail hat sich hier zurecht mokiert:
Der Begriff Kunsthandwerk erinnert mich an meine alte Ausbildung - Früher wurde der Lehrberuf Kellner zum "Restaurantfachmann" - heute der Putzmann / Hausmeister zum Facility Manager - Namen sind Schall und Rauch - soetwas dient in der Regel dazu jemanden mit wenig Selbstbewußtsein das Gefühl zu geben, er habe einen extrem wichtigen Job um Ihn dann schlechter zu bezahlen.
Ich bin gerne Kellner, mit dreistelligem Tip am Abend.
Er hat hier recht. Manches klingt einfach nur lächerlich...
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Besonders in den Medien, in der Werbung nerven die Anglizismen (Achtung: Fremdwort!). Hier hat das Englische eine besondere Funktion. Es soll weiss machen, das Produkt sei "trendy" , "hip", usw.
OBWOHL, ich mache es genauso:
Meine Parties laufen unter dem Motto:
"Lounging at the Double C"..
Es gab
Champagne, Cocktails, Coffee, Chocolate and Cigars
und so hieß das Motto auch:
"All the C´s that flavour my life"
und nicht unpassenderweise:
"Alle Cs, die mein Leben aromatisieren"......
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In gewissen Bereichen macht Englisch Sinn.
Die Cocktailkultur hat Ihren Schwerpunkt im angloamerikanischen Kulturkreis und Mixklassen wie Cobbler, Daisy, Rickey sind eingeführte Fachbegriffe.
Man kann zurecht darüber streiten ob ein Strainer nicht besser Barsieb und ein Blender Elektromixer genannt werden sollte, aber schon beim Elektromixer würde ich nachfragen, was genau gemeint ist...
Manchmal ist das Englische kürzer, präziser und griffiger als die umständliche, schwerfällige deutsche Übersetzung...
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Die Ausdrucksweisen der Kultur (dazu gehört auch die
Trinkkultur) und somit auch die Sprache ändern sich im Wandel der Zeiten:
Die Sprache der Großeltern: Plattdeutsch
Eltern: Hochdeutsch
Enkel: Denglisch
Früher sprachen Eltern englisch, wenn ihre Kinder sie nicht verstehen sollten. Heute sprechen Kinder Slang, wenn ihre Eltern sie nicht verstehen sollen -
W.Meurer/E.Blanck
Die Kultur, die Sprache drückt den Zeitgeist aus oder das, was man dafür hält...
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Nevertheless
zum Schluss möchte ich zwei Leute sprechen lassen, die es für mich auf den Punkt bringen:
"Ich versuche, in meinen Texten nach Möglichkeit kein Denglisch zu verwenden. Die deutsche Sprache ist facettenreich genug, dass ich mich des Denglischen nicht bedienen muss." - Smudo
"Spaghetti mit Meeresfrüchten sind, für sich genommen, absolut essbar; und auch Tiramisu ist eine feine Sache. Rührt man aber beides zusammen, erhält man eine unappetitliche Pampe. Und so ist auch Denglisch, diese Mixtur aus Englisch und Deutsch, die von Leuten ohne Sprachgefühl für cool gehalten wird, eine ziemlich ungenießbare Sache." - Hannes Stein
Als letzten Gedanken ein Merksatz aus einer Broschüre:
Der alte Arzt spricht Latein.
Der junge Arzt spricht Englisch.
Der gute Arzt spricht die Sprache seines Patienten
Quelle : »Hausapotheke für den Patienten«