Kuglblitz's Kostnotizen

Kuglblitz

Neues Mitglied
Nachdem ich vor lauter Neuanschaffungen in letzter Zeit fast den Überblick verloren habe, habe ich einige Vergleichstastings gemacht. Die für mich überzeugenden Proben sind fett markiert, die enttäuschenden kursiv:

1. Kirschliköre:

- Cherry Heering, 24%: intensive Kirsche, süß, intensiv, schwer, Mandelnote
- Boudier Guignolet de Dijon, 18%: sehr fruchtig, fast wermutartig
- Olando Kirschlikör, 20%: etwas künstlich, scharf, zugleich leicht
- Bols Cherry Brandy, 24%: künstlich, unausgewogen

2. Triple Sec / Curaçao

- Bols Triple Sec, 38%: in Duft und Geschmack Zitrusfrüche (kaum Orangen), weicher Körper
- Cointreau, 40%: feine Orangennote, ausgewogen
- Marie Brizard Curaçao Orange, 30%: deutliche Orangennote, süß und mild
- Olando Blue Curaçao, 20%: Duft schwach, dünn

3. Weißer Rum

- Appleton Classic White, Jamaica, 37,5%: Duft eher neutral, frisch, sauber, leichte Zitrusnote
- St. James Impérial White, Martenique, 40%: ausgeprägter Duft, spritig(?)
- Havana Club 1jg Añejo Blanco, Kuba, 37,5%: im Duft Melasse(?), mild fruchtig, Banane(?)
- als Ergänzung auch Havana Club 3, Kuba, 40%: leichtes Holz, gegenüber HC1 unausgewogen

4. Rye-Whiskeys:

- Jim Beam Rye, 40%: Getreide, Zitrus(?), mild frisch fruchtig
- Old Overholt Rye, 40%: Getreide, milder als JB, weicher Körper, würzig, Pfeffer
- Rittenhouse Straight Rye Whiskey, 40%: sehr mild, weniger Bouquet, öliger Körper, etwas farblos, flach

ps.: Ich habe den Fred jetzt in Kuglblitz's Kostnotizen umbenannt, da ich so nicht immer einen neuen zu einer neuen Verkostung aufmachen muss, meine eigenen Notizen schneller finde und sie auch besser kritisch betrachtet werden können.
 
Nachdem Wodka hier im Forum ja einen doch recht schlechten Ruf besitzt, dieser Basisspirituose in der aktuellen Mixology-Ausgabe aber doch viel Raum gewidmet wird, habe ich mich entschlossen, meine Wodkas, die zum Teil aus Mixstandards, zum Teil aus Geschenken und zum Teil aus Altlasten bestehen, kritisch zu betrachten.

Verkostet wurden:

- Stolichnaya
- Absolut
- ein unbekannter Wodka (Russland?)
- Ketel One
- Stolichnaya Elit
- sowie reiner Alkohol (96%), mit Wiener Leitungswasser

alle 40 %, Zimmertemperatur

http://666kb.com/i/bxmh19rr0cgffx9sl.jpg

Was den Geruch betrifft, so muss ich sagen, dass ich beim besten Willen keine Unterschiede feststellen kann. Lediglich der verdünnte Alkohol hat eine etwas unangenehm dichte Note, was aber wohl in der noch mangelnden Verbindung mit dem Wasser gründet.

Wo ich am meisten Unterschiede feststellen konnte, war beim Körper, wobei: je teurer, desto weicher. Diese Unterschiede sind etwa im Gegensatz zu Gin oder Whisky aber dennoch marginal.

Ebenso beim Geschmack. Manche haben, was mir persönlich ganz gut gefällt, mehr Pfeffer (Stolichnaya), andere sind da etwas sanfter, schmecken aber grundsätzlich sehr ähnlich.
Bei einer Blindverkostung würde ich wohl scheitern.

Der reine Alkohol mit Wasser schmeckte auch sehr ordentlich, also sauber, frisch und trocken. Die etwas unangenehmen Beitöne vom Geruch waren hier weit weniger wahrnehmbar, im Abgang verschwanden sie fast komplett. Es wäre sicherlich interessant, reinen Alkohol und gutes Wiener Wasser einige Zeit zu lagern. ;)

Fazit:
Die eklatanten Preisunterschiede (ca. 13.- bis 73.- Euro/Liter) sind, sieht man vom Marketing ab, nicht wirklich begründbar.
Alle Produkte sind sauber und machen sicher schöne Drinks. Mehr ein einen guten Wodka in der Bar zu haben scheint mir jedoch wirklich Platzverschwendung zu sein.
 
Ja, bei Wiener Leitungswasser könnte das schon seinen Reiz haben, nur woher nehmen wir ein Fass und wie toasten wir es? Und wie steht es um ein Sherry-Fass Finishing?

Edit: Ach ich meine natürlich ein Grüner Veltliner Finishing ;D
 
Heute wurden gelagerte Martinique-Rhums verkostet, konkret:

- St. James Royal Ambre (Élevé sous Bois) (45 %)
- St. James Hors d´Age (43 %)
- La Mauny Vieux XO (40 %)
- J.Bally Rhum Pyramide 12jg (45 %)

Glas: Vinum Cognac Hennessy (Riedel)

http://666kb.com/i/bym1jw9s4fcc5sefv.jpg

Martinique-Rums sind Spätstarter, kaum eine andere Spirituose, die ich kenne, macht im Glas eine so lange Entwicklung durch. Zu Beginn noch verhaltend, ja enttäuschend, entwickeln sich im Zeitraum von ca. 20 min. zu wahren Aromafeuerwerken.
Allen Rhums tut übrigens eine kleine Beigabe von Wasser (wenige Tropfen) gut, sie entfalten ähnlich wie Single Malt ihre Aromen dann deutlich besser.

Der St. James Royal Ambre hatte es als jüngster Rum hier naturgemäß schwer und überzeugte beim Purgennuss auch nur bedingt. Zwar gefielen mir seine frische Frucht mit leichten Ananas- und Honignoten sowie seine Trockenheit, gegenüber den älteren Rums fehlte es ihm aber deutlich an Tiefe. Zudem waren mit der Zeit leicht sprittige Noten im Glas zu entdecken.

Ganz anders der St. James Hors d´Age, ein wahres Kompendium an Aromen (Früchte, u.a. Banane und Dörrpflaumen, Schokolade, Zimt, Sherrynoten (P.X.-Lagerung?) und weiteren komplexen Noten. Gelagerte Martenique-Rhums gehören für mich ähnlich wie alte Cognacs hier zu den anspruchsvollsten Spirituosen, was sie zugleich aber auch so interessant macht.
Im Mund entwickeln sich dann zusätzlich Noten von Bitterschokolade und Orangenmarmelade. Ein ausgesprochen schöner Rhum, für Martenique-Rhums mit fast schon barocker Fülle, gegenüber Rums aus Melasse aber immer noch trocken und vornehm zurückhaltend.

Wesentlich zurückhaltender der Start vom La Mauny Vieux XO. Mit seinen 40 % vol. ist der der "Schwächste" der Runde, was sich im Mund auch sofort durch seine Milde bemerkbar macht.
Seine von Karamell über Eiche, Kaffee und Malzbonbon reichenden Aromenvielfalt sowie seine u.a. Orange, Mandel und Gewürze beinhaltende Noten im Mund zeugen jedoch von einem wunderbar ausgewogenen, ausgesprochen eleganten Rhum, der zudem in einer mE wunderschönen Flasche mit Holzkorken verpackt ist.

Der 12-jährige J.Bally Rhum Pyramide brauchte von allen am längsten um sich zu entfalten, wohl auch deswegen, weil die mit Wachs versiegelte Flasche erst kurz davor geöffnet worden war. Zuerst noch enttäuschend flach, zeigte er mit der Zeit eine Tiefe, die Rum - und Cognacnoten harmonisch verbindet. Ich weiß nicht, ob dieser Rhum in Cognacfässern lagerte, die Kombination von der nach wie vor präsenten typischen Frische von Rhum Agricole, gepaart mit Kaffee, Eiche, Schokolade, Kräutern, gepaart mit einem öligen Körper und zahlreichen Fruchtnoten im Mund zeugt aber auf jeden Fall von einer großen Spirituose, die bei weiteren Verkostungen sicher noch mehr Geheimnisse preisgeben wird; so wir auch die anderen Rhums. Ein komplexer, feiner, tiefer und in seiner Balance zwischen französischer Eleganz und karibischer Fülle ausgesprochen delikaten Rhum.

Fazit: Gelagerte Martinique-Rhum brauchen Zeit und Muße, sie sind zudem wesentlich diffiziler als Rums auf Melassebasis. Ich verwendete das Vinum Cognac Hennessy von Riedel (mein Standardglas bei Spirituosen), es wäre sicherlich interessant, andere Verkostungsgläser auszuprobieren.

Wie sich die verkosteten Rhums in Cocktails bewähren, etwa im Mai Tai, bedarf natürlich einer extra Bewertung, wobei es hier ja schon einige Beiträge dazu gibt. Gegenüber dem St. James Royal Ambre, der oft als Standardrhum im Mai Tai eingesetzt wird, bin ich nun aber skeptisch geworden, zudem er wohl nur schwer eine Balance gegenüber einem schweren Jamaikaner (z.B. Appleton Estate Extra) darstellen kann. Hier ist der St. James Hors d´Age wohl die notwendig bessere Wahl, aber das ist eine andere Geschichte...
 
Sehr schön zu lesen, Deine Kostnotizen, Kuglblitz! Sie sind gut nachvollziehbar, auch wenn man die verkosteten Spirituosen nicht kennt. Und wenn man sie kennt, kann man seine eigenen Geschmackseindrücke in Deinen Beschreibungen gut wiedererkennen. Das ist eine Kunst, die viele Spirituosenverkoster - einschließlich einiger der bekanntesten - nur unzureichend beherrschen.


Mehr davon!!! :)
 
Zurück
Oben