Vom Geschmack zum Schmecken

kruemel2306

Neues Mitglied
Guten Abend zusammen,

zugegeben, es fällt mir ein wenig schwer mein Anliegen in Worte zu fassen, hoffe aber es wird verständlich worauf ich hinaus will.
Wie erlernt man richtiges Schmecken oder ist es eher als eine Begabung die bei manchen stärker ausgeprägt ist als bei anderen zu sehen? Ich hab mir zu diesem Thema schon mehrfach und ausgiebig Gedanken gemacht, habe mich auch schon mit dem ein oder anderem darüber unterhalten, komme aber auf keinen grünen Zweig. Ich kann durchaus verschiedene Geschmäcke unterscheiden und diese dem jeweiligen Produkt zuordnen so wie es ja auch die meisten von uns bei Nahrungsmitteln können, aber bei Alkoholischen Getränken versage ich komplett.
Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich bei einer Schnapsverkostung einer kleinen ausgezeichneten Familienbrennerei am Wolfgangsee in Österreich. Dort haben wir verschiedenste Obstdestilate und Liköre probiert und bei vielen konnte ich nicht einmal herausschmecken aus welchem Rohstoff diese destilliert wurden. Kurz gesagt, ich schmeckte nur Alkohol unterschiedlicher Art.
Zwischenzeitlich entwickelte sich meine Leidenschaft zu Cocktails und ich sehe mich wieder einem ähnlichen Dilemma gegenüber. Natürlich kann ich unterscheiden zwischen schmeckt mir und schmeckt mir nicht, der Cocktail ist mir zu Alkohollastig oder er ist mir zu wässrig. Dies aber immer nur als eher extreme Variante. Lese ich allerdings bei Trinklaune, hier im Forum oder im Ultimate Bar Book von solchen Unterscheidungen wie Torflastig, Vanillenote, Spuren von Kork, fruchtig, oder ähnlichem stellt sich mir wieder die Frage, "Wie machen die das"?
Wie kommt man zu dem Vergnügen eine richtige Geschmackskomposition zu erschmecken die über das übliche, schmeckt oder eher nicht, hinaus geht??
Es würde mich freuen hier ein paar Meinungen, Erlebnisse und vielleicht sogar Empfehlungen zu lesen.

Stefan
 
Super in Worte gefasst!

Ich würde auch gerne mit unterschreiben, der Text hätte nahezu so auch von mir sein können. Bei sowas eindeutigem wie dem Diplomatico Reserva Exclusiva schmecke ich schon, dass da Toffee und Schokolade drin stecken, aber beim Doorly's X.O. hatte ich eben auch nur dieses "schmeckt mir" mit einem ergänzenden "aber fragt mich nicht warum!"

Ich hab mir nun sagen lassen, das ganze wäre Übungssache, daher trainiere ich fleißig und habe mir auch kürzlich erst die richtigen "Trainingsgeräte" besorgt. Aber viele sprechen schon darüber, als könne man garnicht anders als dies und das und jenes sofort zu schmecken und selbst als Anfänger,... ...Ja! Im Falle des Diplomatico R.E. ging diese Rechnung auf. Ansonsten blieben ähnliche sofortige Offenbarungen aber doch aus. Das allermeißte sagt mir sehr zu. Aber es ist in der Tat schade dass ich dies selten begründen kann.
 
Das kommt von alleine mit der Zeit.

Ich habe damals angefangen, erstmal nur Spirituosenkategorien voneinander unterscheiden zu lernen. Du glaubst garnicht, wieviele Menschen nicht einmal in der Lage sind Rum, Whisky und Weinbrand auseinander halten können. Dies baut sich immer weiter aus, man schmeckt die dominierenden Aromen heraus. Wer aus einem Rum Vanille oder aus einem Whisky Sherry rausschmeckt hat schon wieder einen Schritt auf der Leiter erklommen. Und so geht es in immer differenzierterten Schritten weiter. Ich bin auch noch lange nicht am Ende angekommen, aber in diesem Fall ist wirklich der Weg das Ziel.
 
Volle Zustimmung, MixMeMax.

Guten Abend zusammen,
zugegeben, es fällt mir ein wenig schwer mein Anliegen in Worte zu fassen, hoffe aber es wird verständlich worauf ich hinaus will.[/quote]

Ich habe alles nicht nur gut verstanden, sondern kann das auch nachvollziehen. - Ich freue mich nach all den offtopics, die momentan im Forum grassieren, wieder mal zu unserem Kernthema zu kommmen...
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Wie erlernt man richtiges Schmecken... [/quote]
Übung. Nur durch Übung.
Schmecken ist eine Erfahrungssache.

...oder ist es eher als eine Begabung die bei manchen stärker ausgeprägt ist als bei anderen zu sehen? [/quote]
Natürlich gibt es (Natur)Begabungen, denen es weitaus leichter fällt, etwas zu detektieren und auch zu verbalisieren.
crackone ist solch ein Talent.
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Ich kann durchaus verschiedene Geschmäcke unterscheiden und diese dem jeweiligen Produkt zuordnen so wie es ja auch die meisten von uns bei Nahrungsmitteln können, aber bei Alkoholischen Getränken versage ich komplett. [/quote]

Das ist auch schwierig. Alkohol ist zwar auch ein Geschmacksträger und -verstärker, aber durch den hohen Alkohol Anteil
ist die alkoholische "Schärfe" sehr präsent, sehr im Vordergrund, sodass subtilere Aromen überdeckt werden.
Du sagst es selber:

Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich bei einer Schnapsverkostung einer kleinen ausgezeichneten Familienbrennerei am Wolfgangsee in Österreich. Dort haben wir verschiedenste Obstdestilate und Liköre probiert und bei vielen konnte ich nicht einmal herausschmecken aus welchem Rohstoff diese destilliert wurden. Kurz gesagt, ich schmeckte nur Alkohol unterschiedlicher Art. [/quote]

Deshalb ist Wein auch meiner Ansicht nach der König der Getränke, da ein Alkoholgehalt von rund 13% geradezu ideal ist.
Deshalb muss man Nase, Gaumen, Abgang wahrnehmen und gewichten, um zu einen Urteil zu kommen.
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Schön hat es kuglblitz beschrieben:
http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=7605.msg145303#msg145303
Einer der besten Posts dieses Jahres.
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Zwischenzeitlich entwickelte sich meine Leidenschaft zu Cocktails und ich sehe mich wieder einem ähnlichen Dilemma gegenüber. Natürlich kann ich unterscheiden zwischen schmeckt mir und schmeckt mir nicht, der Cocktail ist mir zu Alkohollastig oder er ist mir zu wässrig. Dies aber immer nur als eher extreme Variante. Lese ich allerdings bei Trinklaune, hier im Forum oder im Ultimate Bar Book von solchen Unterscheidungen wie Torflastig, Vanillenote, Spuren von Kork, fruchtig, oder ähnlichem stellt sich mir wieder die Frage, "Wie machen die das"?[/quote]

Siehe oben. -
Leicht fällt auch mir so etwas nicht.
Ich muss Proben mehrfach verkosten, um ihnen verbal gerecht zu werden.
Also: Nicht aufgeben.
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Wie kommt man zu dem Vergnügen eine richtige Geschmackskomposition zu erschmecken die über das übliche, schmeckt oder eher nicht, hinaus geht??
[/quote]
Ich rate dir, an den online Tastings teilzunehmen. Nichts schult die Zunge besser - finde ich.
 
ich bin auch noch anfang erstes semester, was das schmecken und riechen angeht.

was mir auf jedenfall hilft ist:

1. alles erstmal nur für dich zu machen...deine erfahrungen, dein geschmack...dein geschmacksprofil

2. alles pur testen d.h. nicht flasche auf und rein in den hals...1-2 cl reichen vollkommen aus. ein gutes beispiel (und gute übung) ist orange flower water. in einem ramos gin fizz sehr subtil und kaum wahrzunehmen...probier ein paar tropfen orange flower water vor dem drink...danach kannst du die zutat auch im drink ausmachen.
 
Geht leider nicht über Nacht.
Ist ein langjähriger Prozess.
Ich denke bei Spirituosen bin ich selbst noch ziemlich am Anfang.
 
Was ich hier noch erwähnen will ist das aktive Schmecken da man das üblicherweise nicht macht. Das heißt wenn du z.B. mal Obst ißt den Geruch und den Geschmack ganz bewusst wahrnehmen und sich auch darauf konzentrieren und sich diese Snneseindrücke merken. Das erfordert einiges an Übung aber bringt sehr viel!
 
Ich schließe mich unbedingt meienn Vorrednern an. Schmecken, wahrnehmen, einordnen, erkennen geht nur durch Übung. Liest man viel, ist man belesen. Trinkt man viel, ist man betrunken ;) - aber be-trunken im Sinne von belesen wird man nur durch viel Probieren...
 
Ich versuche mir gewisse Aromen abzuspeichern, damit ich sie dann in Spirituosen, Wein oder Essen, wieder erkennen kann.
Am einfachsten ist das sicher bei Essen, aber man muss einfach irgendwo anfangen.
Ich riech an allen möglichen Kräutern, Lebensmitteln oder Getränken die mir über den Weg laufen und versuch mir dadurch diese Aromen abzuspeichern um sie beim Verkosten von Etwas dann abrufen zu können.
Aber wie schon alle vor mir geschrieben haben leicht und schnell ist der Weg dahin keines Falls.

Grüße
Matthias
 
Sowas kann beim riechen schonmal helfen.


Ich habe dieses, welches mir am Anfang schon sehr geholfen hat wenn man nicht gleich darauf kommt wie Eiche, Leder etc riecht , wenn man es erriechen kann , kann man es auch meist erschmecken.

https://www.glenfiddich-geschenk.de/uploads/tx_zrwshop/aroma_kit_01.jpg
 
Mixael, sowas hab ich auch, allerdings weniger umfangreich, es ist ein Broschüre, ebenfalls von Glenfiddich, und da sind Felder an denen man reiben und dann riechen kann. Muss allerdings sagen, dass ich nicht fand, dass der Whisky nach dem roch oder schmeckte, was man da riechen konnte :(
 
Mixael, sowas hab ich auch, allerdings weniger umfangreich, es ist ein Broschüre, ebenfalls von Glenfiddich, und da sind Felder an denen man reiben und dann riechen kann. Muss allerdings sagen, dass ich nicht fand, dass der Whisky nach dem roch oder schmeckte, was man da riechen konnte :(
Hände vorher waschen ;D duckundwech
 
...das es nicht haargenau so riecht ist klar,
will das Glenfiddich Set auch nicht anpreisen hier, weil es meines erachtens nach zuwenig und zu künstliche Aromen hat,
aber trotzdem hat es mir beim Tasten von Glenfiddich 12, 15 u 18 geholfen Aromen rauszuriechen die ich vorher bestimmt nicht so eingeordnet hätte ;)
 
Man sind die Dinger teuer...
 
Wir haben in Sensorik auch diverse Male mit solchen Kästen gearbeitet.
Ein paar Aromen daraus sind ganz gut zum Lernen, aber großteil ist doch eher weit entfernt vom eigentlichen Geruchserlebnis.
 
Hätt' nicht viel gefehlt, und die beiden hätten auch noch nen Hauch "Gudenus(s)" rausgeschmeckt ;D ;D ;D

Klasse!
 
Erst mal vielen Dank für die zum Teil doch sehr aufschlussreichen Antworten. Somit muss ich doch noch nicht alle Hoffnungen aufgeben und einfach weiter meine Leber malträtieren. ::)

Seht interessant ist auch der verlinkte Post von Kugelblitz allerdings auch ein wenig peinlich dass er mir bei der Suche durch die Lappen gegangen ist

Die Idee vor dem Genuss eines jeden Cocktails die Zutaten einzeln zu testen und anschließend zu versuchen diese wieder zu erschmecken finde ich Klasse. Daran werde ich mich in nächster Zeit mal versuchen.
Mir kam noch in den Sinn sich erst mal auf einen bestimmten Typ Spirituosen zu beschränken z.B. Rum und erst nach und nach zu anderen über zu gehen. Könnte das Zielführend sein?

Die Geschichte mit den Geruchsproben ist ja mal nicht so dolle. Der Spaß kosten ein halbes Vermögen und man könnte sich dafür viele leckere Flüssigkeiten kaufen ;D

Hier kann man viel über GEruch und GEschmack lernen!
Wie geil ist das denn?
 

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